Fregatte an Algerien in Kiel abgeliefert

Die Werft ThyssenKrupp Marine Systems kann auch Neubauten ausliefern, wenn auf der Werft die Computer stillstehen. Derzeit belasten Hackerangriffe den Stahlkonzern.

Die Übergabe einer neuen Fregatte an die Marine Algeriens erfolgte vergangene Woche während eines großflächigen Computerausfalls auf der Werft in Kiel. Nachdem zunächst die Sorge bestand, dass ein Hackerangriff Ursache dieses Systemausfalls sein könne, gab es nachmittags Entwarnung. „Das war ein technisches Pro blem, kein Hackerangriff“, so eine Sprecherin des Werftkonzerns. Alle Systeme bei Deutschlands größter Marinewerft waren am Vormittag heruntergefahren worden.

Dessen ungeachtet traten auf dem Hubschrauberlandedeck der 121 Meter langen Lenkwaffenfregatte die algerischen Soldaten an. Die Werft und der Auftraggeber Algerien hatten zu diesem Zeitpunkt bereits die Formalitäten abgewickelt und das Schiff offiziell übergeben. Auch die Bezahlung der Schlussrate war bereits mit der Unterzeichnung der Übergabe verbucht worden.

Doch die Nervosität auf der Werft ist verständlich: Seit Monaten sorgt ein Hacker angriff auf den Mutterkonzern Konzern Thyssenkrupp für Schlagzeilen. Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtete, hat eine möglicherweise aus Südostasien stammende Hackerbande versucht, in die Netzwerke der Geschäftsbereiche Industrial Solutions und Steel Europe einzudringen, um Know-how und Forschungsergebnisse zu stehlen. Die Angriffe waren jedoch rechtzeitig bemerkt worden. Spezialisten spürten die schadhaften Stellen im Netzwerk auf und schlossen die Lücken. Für den Bereich Marineschiffbau und U-Boote in Kiel habe keine Gefahr bestanden: "Diese Netzwerke sind noch einmal besonders abgesichert und nicht mit den vom Hackerangriff betroffenen Netzwerken verbunden", versicherte Werftsprecherin Frauke Riva am Donnerstag auf Nachfrage.

Datenleck bei Konkurrenzunternehmen

Erst vor drei Monaten hatte es beim schärfsten Konkurrenten von TKMS, der französischen Werftengruppe DCNS, ein Datenleck gegeben: 22.000 Dokumente über neue U-Boote für Indien sollen durch Unbekannte ausgespäht worden sein. Doch nach den Ermittlungen deutet nichts darauf hin, dass der Angriff auf ThyssenKrupp die Ausspähung von U-Boot-Know-how zum Ziel hatte. Der Betrieb auf der Kieler Werft lief gestern Nachmittag nach dem Neustart der Server wieder normal.

Zuvor war die algerische Flagge am Heck der Fregatte mit der Rumpfnummer „911“ gehisst worden. Der bisherige Werftname „Falke“ wurde durch den algerischen Namen „El Moudamir“ ersetzt. Die bei der German Naval Yards in Rekordzeit von weniger als zwei Jahren gebaute „El Moudamir“ ist einer Fregatte der Meko-Klasse, die in Hamburg von Blohm + Voss entwickelt wurde und inzwischen in Kielgebaut wird. Diese Schiffe sind mit weitreichenden Flugkörpern zur Bekämpfung von See-, Luft- und Landzielen ausgestattet. Generalunternehmer für den Auftrag aus Algerien ist Thyssenkrupp Marine Systems. Die Werft hatte den Auftrag 2012 aus Algerien nach Deutschland geholt. Das Auftragsvolumen beläuft sich nach Medienberichten aus Nordafrika auf 2,1 Milliarden Euro. Damit handelt es sich um einen der größten Exportauftrag für die deutsche Rüstungsindustrie.

Die Fregatte beginnt nach Weihnachten ein umfangreiches Trainings- und Ausbildungsprogramm bei der Deutschen Marine. Dabei soll das Schiff noch bis April in deutschen Gewässern bleiben. FB/pk

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