„Fünf vor zwölf auf MV Werften“

Die in schwierigem Fahrwasser befindlichen MV Werften erhalten weiter Unterstützung vom Land Mecklenburg-Vorpommern. Der Finanzausschuss des Landtags beschloss am Dienstagmorgen, kein Veto gegen die im Juni beschlossene Freigabe eines Kontos mit Sicherheitsgeldern der Werften einzulegen. Mit der Freigabe des „Global 1-Projektkontos“ zugunsten des Weiterbaus eines großen Kreuzfahrtschiffes verzichtete das Land auf Sicherheiten für seine bereits gewährten Bürgschaften.

Voraussetzung sei, dass die Bundesregierung mindestens den von der Muttergesellschaft Genting Hong Kong (GHK) und der Geschäftsführung der MV Werften nunmehr vorgeschlagenen Plan unterstützt, sich zunächst auf die Fertigstellung der Schiffe „Endeavor“ und „Global 1“ zu konzentrieren. Außerdem sollen die Werften eine „stärkere Ausrichtung auch auf andere Geschäftsfelder“ vornehmen, heißt es in einem nach der Ausschusssitzung vorgelegten Antrag der Fraktionen SPD, CDU und Linke.

Der ursprüngliche Plan, für den das Konto mit 175 Millionen Euro im Juni vom Landtag freigegeben worden war, sah den künftigen Bau kleinerer Kreuzfahrtschiffe vor. Davon will das Unternehmen offenbar abrücken. Im Landtagsantrag heißt es dazu: „Infolge der zunehmenden Dynamik des internationlen Infektionsgeschehens und der fortdauernden wirtschaftlichen Einschränkungen, denen GHK unterworfen ist, hat sich eine deutliche Veränderung der Rahmenbedingungen ergeben.“

Die Linke sieht derweil eine Insolvenzgefahr bei den MV Werften. „Es gibt nichts zu beschönigen. Auf den MV Werften ist es fünf vor zwölf“, sagte die finanzpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Jeannine Rösler, nach der Sitzung des Finanzausschusses. „Daher ist es absolut unverständlich, dass die Landesregierung noch am Freitag vergangener Woche im Rahmen der Landtagssitzung den Eindruck vermittelt hat, dass alles auf einem guten Weg sei.“

Es sei höchste Zeit, dass Genting Hong Kong „endlich Tacheles“ rede. „Wir brauchen Klarheit darüber, ob die im Bau befindlichen Schiffe ,Endeavor‘ und ,Global 1‘ vom Konzern fertiggestellt und abgeliefert werden. Vor allem muss aber klargestellt werden, wie es weitergeht auf den Werften“, verlangte die Oppositionspolitikerin. Rösler forderte, es müsse plausibel dargestellt werden, ob eine Zukunft der Werften auch außerhalb des Kreuzfahrtschiffbaus liegen könne.

Die Zeit, in der auf das Prinzip Hoffnung gesetzt werde, müsse vorbei sein. „Bereits im Sommer haben wir die Landesregierung aufgefordert, an Alternativkonzepten für alle Standorte zu arbeiten – für den Fall, dass die Rettung nicht gelingt. Selbst wenn es zunächst weitergeht auf den Werften, ist das die dringlichste Aufgabe der Landesregierung“, sagte Rösler. bek/lmv

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben