Genting stärkt Werften im Nordosten
Die drei Schiffbaustandorte der malaysischen Genting-Gruppe in Wismar, Rostock und Stralsund treten künftig als Gruppe MV Werften auf. Während die Landesregierung in Schwerin die Entscheidung begrüßt, fallen die Reaktionen in Bremen und Bremerhaven wegen der Folgen für die Lloyd Werft negativ aus.
Der Hauptsitz der neu gegründeten Gruppe MV Werften liegt in Wismar, teilte Genting Ende vergangener Woche mit. Der Konzern hatte die drei Werften in Mecklenburg-Vorpommern im April gekauft und kündigte jetzt an, weitere 100 Millionen Euro in die MV Werften zu investieren.
Dazu gehören eine neue Paneellinie, Hallen und Fertigungssteuerungssysteme. Die Standorte in Wismar, Rostock und Stralsund sollen sich insbesondere auf bereits vorhandene und kommende Neubauprojekte spezialisieren und in Zukunft jährlich zwei Schiffe der Neo panamax- und eins der Panamax-Klasse bauen.
Geschäftsführer von MV Werften wird Jarmo Laakso, der von 1998 bis 2004 bei der Papenburger Meyer Werft und bis 2015 für Royal Caribbean tätig war.
Betriebsrat ist "überrascht"
Zur Genting-Gruppe gehört auch die Lloyd Werft Bremerhaven. Dort zeigt sich der Betriebsrat der Werft „völlig überrascht“ von der Ankündigung Gentings zur Neugründung in Mecklenburg-Vorpommern. „Das ist eine Katastrophe für Bremerhaven“, sagte Betriebsratschef Daniel Müller. „Jetzt reden wir in Bremerhaven nicht mehr über Stellenaufbau, sondern über Arbeitsplatzsicherung.“ Er erwarte Antworten von Genting, ob der Konzern noch hinter der Lloyd Werft stehe. Man sei davon ausgegangen, dass auch die Lloyd Werft von Kreuzfahrtschiff-Neubauaufträgen profitiere. Jetzt sehe es so aus, dass die Lloyd Werft, die Genting zum Jahreswechsel ganz übernommen hatte, Reparaturen und Umbauten durchführen und kleinere Schiffe bauen solle. „Das können wir, aber wir haben die Akquise aufgrund der erwarteten Großaufträge ruhen lassen“, gab Müller zu bedenken.
Auch Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) reagierte mit „völligem Unverständnis“ auf die Entscheidung. Noch im Mai sei von Genting erklärt worden, dass sowohl an den Standorten in Mecklenburg-Vorpommern als auch in Bremerhaven jeweils ein erhebliches Auftragsvolumen beim Bau der avisierten Kreuzfahrtschiffe und Flusskreuzfahrtschiffe platziert werde. „Es ist in keiner Weise nachvollziehbar, dass sich die Pläne, die ja als Grund für die Übernahme der Werften genannt worden waren, innerhalb eines so kurzen Zeitraums so entscheidend verändern“, kritisierte Günthner. Der Senator machte ein Fragezeichen hinter der von Bremen bereits ausgeschriebene Sanierung der Kajen im Kaiserhafen mit einem Investitionsvolumen von 30 Millionen Euro. In Abhängigkeit von der weiteren Entwicklung seien „die Prioritäten bei der Sanierung von Kajen anlagen neu zu prüfen“, sagte Günth ner.
Die Landesregierung in Schwerin begrüßte die Ankündigung von Genting. Das Unternehmen konzentriere seine Kräfte und Investitionen im Nordosten. „Das ist eine klare Stärkung des Schiffbaustandorts Mecklenburg-Vorpommern“, sagte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD).
Glawe sieht Chancen
Für Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) ist die neue Ausrichtung eine große Chance. Gleichzeitig sei es eine große Herausforderung für die Werften, sich auf dem global hart umkämpften Markt des Schiffbaus in den verschiedenen Facetten international zu behaupten. „Ein klarer Vorteil ist, dass die Genting-Gruppe Aufträge mitbringt, die für Auslastung und Arbeit an den Standorten sorgen sollen.“ fab/lni/mv