Genting übernimmt Nordic-Werften

Nach der Lloyd Werft (Foto) übernimmt Genting auch die drei Standorte von Nordic Yards, Foto: Lang

Warnemünde, einer von drei Standorten von Nordic Yards, Foto: Nordic Yards
Genting Hong Kong hat eine Vereinbarung für den Kauf der Nordic-Werften abgeschlossen.
Für die Übernahme der Standorte in Wismar, Warnemünde und Stralsund wurde jetzt ein Kaufpreis von 230,6 Millionen Euro vereinbart. Damit bestätigt Genting den nächsten Großdeal in der deutschen Schiffbaubranche, nachdem die Asiaten bereits die Bremerhavener Lloyd Werft übernommen hatten. Genting Hong Kong spricht von einem „logischen Schritt“.
Die Übernahme der Nordic-Werften hatte sich bereits vergangene Woche angedeutet, als sich die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern mit dem Vorhaben befasste. Vertreter von Genting und Nordic hatten sich mit Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) in der Schweriner Staatskanzlei getroffen. In dem Gespräch soll es unter anderem um Übernahme-Modalitäten für die Mitarbeiter gegangen sein. Nordic beschäftigt derzeit 1400 Mitarbeiter an den drei Standorten. Nicht zuletzt die Folgen der Russland-Sanktionen und des niedrigen Ölpreises hatten zu einem Auftragsmangel geführt.
Die Übernahmen tätigt Genting insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Kreuzschifffahrt. Das Unternehmen hat für seine Cruise-Flotte einen Zehn-Jahres-Plan entwickelt. Angesichts des Booms könnte es schwierig werden, Bauplätze für Neubauten zu akzeptablen Preisen zu bekommen. Deshalb setzt Genting auf eigene Standorte.
Anfang Februar war bekannt geworden, dass Nordic Yards eine Absichtserklärung einer Reederei für zwei eisgängige Kreuzfahrtschiffe vorliegt (THB 5. Februar 2016). Die Verhandlungen seien weit fortgeschritten, hieß es. Derzeit baut Nordic Yards ein Umspannwerk für Offshore-Windparks in der Nordsee, das im Sommer abgeliefert wird.
Die Nordic-Werften, derzeit noch im Besitz des russischen Eigners Witali Jussufow, hatten im November mitgeteilt, sie sähen Chancen im Bau von kleineren Kreuzfahrtschiffen (THB 20. November 2015). Nordic-Geschäftsführer Herbert Aly appellierte in diesem Zusammenhang an das Land, dass Aufträge durch Bürgschaften abgesichert sein müssten. Die Entscheider sollten dafür nach Frankreich und Spanien schauen. Nordic hatte große Aufträge für den Bau von Windpark-Plattformen an diese Länder verloren – laut Aly deswegen, weil die Finanzierung von Großprojekten dort verbürgt werde.
Die Lloyd Werft Bremerhaven AG (LWB) und die Lloyd Investitions- und Verwaltungs-GmbH (LIV) hatte Genting Hong Kong zu Beginn dieses Jahres komplett übernommen (5. Januar 2016). Die Lloyd Werft soll unter anderem drei Luxusliner für die Genting-Tochter Crystal Cruises bauen. Ende 2017 soll der erste von einer anderen Werft gebaute Schiffsrumpf in Bremerhaven ausgerüstet werden. Zuvor müssen die Kajen und die Werft mit Millionen-Investitionen auf die Großaufträge vorbereitet werden.
Mitte vergangenen Jahres hatte Genting Hong Kong Crystal Cruises gekauft. Zum 1965 gegründeten Genting-Konzern gehören auch die Kreuzfahrtmarken Star Cruises und Norwegian Cruise Line. fab