German Naval Yards vor hartem Schnitt

Kräftiger Paukenschlag für den Schiffbaustandort Schleswig-Holstein: Beim zur German-Naval-Yard-Gruppe (GNY) gehörenden Unternehmen Nobiskrug in Rendsburg wird es eine umfangreiche Umstrukturierung geben. Betroffen sind 190 Jobs.

Und: Auch in Kiel wird es Veränderungen geben. Die traditionsreiche Lindenau-Werft in Friedrichsort, ebenfalls zu GNY gehörend, wird nach Abschluss der noch laufenden Reparaturaufträge zum Jahresende geschlossen werden. Die 1919 in Memel (Klaipeda) gegründete Werft soll danach abgewickelt werden. Der Bereich Marine-Reparatur soll danach von GNY fortgeführt werden.

Für großes Aufsehen sorgte am Freitag auf einer Nobiskrug-Betriebsversammlung die Ankündigung, dass die Belegschaft der 1905 gegründeten, direkt am Nord-Ostsee-Kanal (NOK) liegenden Werft um ein Drittel reduziert werden soll. Kurzfristig müssten die Arbeitsplätze von 60 Beschäftigen dahingehend verändert werden, dass für die Betroffenen eine Weiterbeschäftigung bei der Schwesterwerft German Naval Yards Kiel GmbH gewährleistet sei. Eine entsprechende Zusage machte Bertram Liebler, Geschäftsführer der Werft in Rendsburg.

Der Personalabbau solle dabei in enger Absprache mit der Gewerkschaft und dem Betriebsrat „so sozialverträglich wie möglich erfolgen“. Gleichzeitig setze man auch auf den Faktor natürliche Fluktuation. Altersteilzeitmodelle oder die Überführung in eine Transfergesellschaft sollen beim Abbau von 80 Arbeitsplätzen helfen. Weiteren 30 Mitarbeitern drohe in Rendsburg jedoch die betriebsbedingte Kündigung.

Derzeit beschäftigt die Werftengruppe insgesamt 950 Mitarbeiter, davon 400 bei GNY Kiel und 550 am Standort Rendsburg. „Das ist ein schwerer Schlag für Rendsburg“, kommentierte Bürgermeister Pierre Gilgenast, die Entscheidung zu Lasten des für seine Stadt aber auch für das nähere Umland so bedeutsamen Arbeitgebers. Gilgenast weiter: „Damit gehen jetzt Industriearbeitsplätze verloren, doch davon haben wir nicht so viele.“ Da sei es derzeit nur ein schwacher Trost, dass die Stadt am NOK auch weiterhin noch ein Werftstandort bleibe. Gilgenast mag sich gar nicht dieses Szenario ausmalen: „Schlimm wäre es, wenn der Werftstandort in die Knie ginge.“ Der Bürgermeister ist jedenfalls fest entschlossen, bereits in den kommenden Tagen das direkte Gespräch mit dem Werft-Betriebsrat zu suchen .

Als ein Keulenschlag empfindet auch die Gewerkschaft IG Metall Küste die Nachricht. „Das ist kein guter Tag für den Schiffbau in Schleswig-Holstein“, gab Heiko Messerschmidt, zuständig für den Schiffbau bei der IG Metall, zu Protokoll. Die Situation bei Nobiskrug sei jedoch eine Ausnahme. Denn, so Messerschmidt weiter: „Der Schiffbau in Deutschland steht eigentlich gut da und sucht auch dringend Fachkräfte. Jedoch gebe es regionale Unterschiede. „Rendsburg ist da so ein Fall“, ergänzte Messerschmidt.

Die Werft begründet den Personalabbau in Rendsburg unter anderem mit dem Kostendruck beim Neubau von Jachten. Deshalb solle die Produktion der Stahlrümpfe für diese hochwertigen und auch hochpreisigen Produkte am Standort Kiel konzentriert werden. Im Förde-Hafen ist die Schiffbaufertigung bei GNY jedenfalls derzeit gut ausgelastet. So entstehen zurzeit unter anderem Korvetten für Israel, aber auch das neue Forschungsschiff für die das BSH (Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie), die „Atair“. Außerdem sollen in Kiel in den kommenden Monaten Sektionen für das 2. Los der Korvetten-Klasse 130 für die Deutsche Marine zusammengeschweißt werden. Das zweite Paket, um das sehr intensiv auf der politischen Bühne gerungen wurde, umfasst ebenfalls fünf Einheiten des inzwischen bei der Flotte sehr geschätzten Schiffstyps. In Kiel wird auf einem sehr hohen Niveau weiter investiert. So entsteht derzeit neues Hallendock. Auf den Werftanlagen sollen zudem zwei Rümpfe für Superjachten gebaut werden, die im weiteren Verlauf ab 2020 und 2021 am Standort Rendsburg endausgerüstet werden. FB/EHA

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