Grüne Schifffahrt auf dem Vormarsch

Die japanische Organisation „Peace Boat“ stellt ihr ökologisches Vorzeigeprojekt „Ecoship“ auf der diesjährigen SMM vor, Rendering: Peace Boat
Ob wirksames Ballastwasser-Management oder ein niedrigerer Grenzwert für Schwefel im Treibstoff: Strengere Umweltauflagen zwingen die Schifffahrt zum Handeln.
Der Fachkongress global maritime environmental congress (gmec) besetzt am 5. September 2018 während der Schiffbaumesse SMM in Hamburg das Thema maritime Ökologie. Teil zwei der THB-Vorschauserie zur diesjährigen Weltleitmesse.
Der Countdown läuft: Ab 1. Januar 2020 gilt die niedrige 0,5 Prozent-Grenze für den Schwefelanteil im Schiffsbrennstoff. „Es gibt keine Umkehr. Der niedrigere Schwefel-Grenzwert wird signifikant positive Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit haben – besonders für Menschen, die in Hafenstädten und Küstenregionen leben“, betont IMO-Generalsekretär Kitack Lim. Weltweit stehen die Reedereien vor richtungsweisenden Entscheidungen: Wird es ausreichend schwefelarmen Treibstoff zu angemessenen Preisen geben? Lohnt sich der Einbau eines Scrubbers zur Abgasreinigung? Oder ist es besser, gleich auf den Flüssiggastreibstoff LNG zu setzen? Diese Fragen wollen auch die Experten auf dem global maritime environmental congress diskutieren, der am 5. September im Rahmen der SMM 2018 stattfinden wird.
Wie sich die Industrie optimal auf die aktuellen Regularien einstellt und für künftige Vorschriften wappnet, wird beispielsweise Katharine Palmer, Global Sustainability Managerin bei der Klassifikationsgesellschaft Lloyd’s Register, erläutern. In der SMM-Halle A5, die dem Themenfeld „Green Propulsion“ gewidmet ist und LNG, Hybrid- und Dual-Fuel-Technologien in den Fokus rückt, sollen Fachbesucher entsprechende Beratungsangebote und technische Lösungen finden, kündigt der Veranstalter Hamburg Messe und Congress an.
In Sachen Ballastwassermanagement (BWM) hat die Weltschifffahrtsorganisation IMO den Reedereien noch eine Übergangsfrist gewährt: Die Branche arbeitet derweil mit Hochdruck daran, die 2017 in Kraft getretene BWM-Konvention umzusetzen. Dabei geht es um Investitionen in Milliardenhöhe. Das US-Marktforschungsunternehmen Stratistics MRC prognostiziert in einer Studie für den globalen Ballastwassermanagement-Markt bis 2026 eine Wachstumsrate von knapp 40 Prozent – pro Jahr.
Welche Systeme für welchen Schiffstyp geeignet sind und sowohl die IMO-Regeln als auch die strengen Vorgaben der US-Küstenwache erfüllen, wollen beim gmec-Panel unter anderem Debra DiCianna vom amerikanischen Beratungsunternehmen Choice Ballast Systems, Tim Wilkins, Umweltdirektor beim internationalen Tankreedereiverband Intertanko und Stamatis Fradelos, Principal Engineer, Operational Environmental Performance (OEP) Team der amerikanischen Klassifikationsgesellschaft ABS diskutieren.
Beim Thema Umwelt ist die oft gescholtene Kreuzfahrtbranche in vielen Fällen schon einen Schritt weiter als andere Schifffahrtssparten. Das ist einerseits dem gestiegenen Nachhaltigkeitsbewusstsein der Passagiere geschuldet, andererseits den teilweise hochsensiblen Fahrtgebieten, in denen die Schiffe unterwegs sind. Erklärtes Ziel der Branche ist es, die Auswirkungen der Reise auf die Meeresumwelt, aber auch auf Küstenregionen so gering wie möglich zu halten. Auch hier spielt LNG als Schiffstreibstoff eine Schlüsselrolle. So hat AIDA Cruises vor wenigen Wochen bei der Meyer Werft ein drittes Kreuzfahrtschiff mit LNG-Technologie geordert (thb.info vom 27. Februar 2018).
Die japanische Organisation „Peace Boat“ setzt bei ihrem Vorzeige-Projekt „Ecoship“ ebenfalls auf LNG. Zusätzlich zum Dual-Fuel-Motor wird das Schiff mit zehn einfahrbaren Photovoltaik-Segeln und Wind-Generatoren sowie 6000 Quadratmeter großen Solar-Panels ausgestattet.
Unter der Leitung des amtierenden Generalsekretärs des Verbands der europäischen Kreuzfahrtindustrie (CLIA Europe), Andreas Chrysostomou, wird eine gmec-Diskussionsrunde die Vorreiterrolle der Kreuzfahrtbranche in Sachen Umweltschutz erörtern. Mit dabei sind beispielsweise Bud Darr, Top-Manager bei der Kreuzfahrtreederei MSC, Lex Nijsen, Leiter Vier-Takt-Aggregate beim Schiffsmotorenhersteller MAN Diesel & Turbo, Rolf Sandvik, CEO der norwegischen Reederei The Fjords und Jan-Erik Rasanen, Head of New Technologies beim finnischen Ingenieurdienstleister Foreship. bo