Kaisers Kessel ist Maßarbeit

Passt genau und hat zu den Deckstützen kaum Luft: Der neue Kessel für den 120 Jahre alten Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ wurde am Mittwoch auf der Hitzler Werft in Lauenburg eingesetzt. 15 Tonnen wiegt das gut vier Meter lange Bauteil. Experten des Anlagenbauers Wulff & Umag in Husum hatten es gefertigt. Auf der Hitzler Werft wird das unter Denkmalschutz stehende Schiff seit dem Herbst saniert.

 „Wir liegen im Zeitplan und wollen die Saison der Ausflugsschifffahrt in der Metropolregion am 26. April mit dem Kurs-Elbe-Tag eröffnen“, sagte Markus Reich dem THB. Er ist der Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Lauenburger Elbschifffahrtsmuseums, der den Raddampfer betreibt.

„Dieser Kessel war für uns kein Tagesgeschäft. Wir hatten 120 Jahre alte Originalzeichnungen in Kopie und ansonsten nur Maße, die wir an Bord nehmen konnten“, berichtete Ralf Herberich dem THB. Der Ingenieur von Wulff & Umag hatte den Kessel konstruiert. Und das sind einige Details: Zwei Flammrohre und eine Wendekammer am hinteren Ende machen ihn zu einer Besonderheit. Herberich: „Die Prüfvorschriften sind heute ganz andere als früher, aber das haben wir alles gelöst.“ Im Dezember vergangenen Jahres bestand der Kessel seine Druckprobe. Bei dem 1932 gegründeten Unternehmen Wulff & Umag waren bereits die Druckbehälter für die Dampfer „Alexandra“ in Flensburg und die Hamburger Dampfbarkasse „Otto Lauffer“ mit Erfolg konstruiert und gebaut worden.

Der alte, nicht mehr genehmigungsfähige Kessel des Kaisers stammte aus dem Jahr 1954. „Wir haben die Gelegenheit genutzt und unter dem Kessel auch gleich Bodenbleche erneuert. Da kommen wir ja sonst nie wieder ran“, erklärte Werner Büker, der technische Leiter der Werft. In dem mit Kohle befeuerten Kessel wird die Antriebskraft des 57,20 Meter langen Schiffes erzeugt. Die im Original erhaltene Dampfmaschine leistet 168 PS. Büker: „Jetzt erfolgen die Anschlussarbeiten, das ist noch einmal eine Herausforderung.“

Parallel dazu wird bereits an einem neuen Heck für das Schiff gearbeitet. 6,50 Meter waren wegen großer Schäden an der Substanz abgetrennt worden. In einem Stück soll das neue Schlussbauteil demnächst wieder montiert werden. Auch einige Spanten wurden bereits erneuert.

Gut eine Million Euro kostet die Sanierung des „Kaiser Wilhelm“. 95.000 Euro zahlt der Verein aus eigener Kasse, der Bund gibt einen Zuschuss in Höhe von 950.000 Euro. 70 Jahre fuhr der 1900 auf der Dresdener Maschinenfabrik und Schiffswerft gebaute Raddampfer auf der Weser, seit 1970 ist Lauenburg sein Heimathafen. Hier betreibt ihn der Verein mit einer ehrenamtlichen Crew. So konnte der weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Dampfer vor der Verschrottung bewahrt werden.  tja

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