Koreas Werften intensivieren Forschung

Der Schiffbaukonzern Hyundai Heavy Industries setzt auf die Weiterentwicklung von LNG-Tanks aus heimischer Produktion, Foto: Hyundai Heavy Industries
Die drei großen koreanischen Werften Samsung Heavy Industries, Hyundai Heavy Industries und Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering wollen verstärkt Technologien für umweltfreundliche und intelligente Schiffe entwickeln.
Hintergrund: Die Nachfrage nach ökologisch optimierten Schiffen wird sich künftig voraussichtlich deutlich erhöhen, da die entsprechenden Vorschriften der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation IMO für Treibhausgas emissionen immer strenger werden. Die drei Schiffbaukonzerne forschen und entwickeln nach Angaben des Nachrichtenportals Business Korea zudem intensiv an intelligenten Schiffen auf Basis neuer Technologien wie dem Internet der Dinge (IoT). Gleichzeitig sind in den ersten acht Monaten dieses Jahres die weltweiten Bestellungen für Neubauten um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. „Der einzige Weg, diese globale Dürre zu überleben, ist die Entwicklung und Sicherung konkurrenzloser Technologien“, erklärte ein Sprecher der koreanischen Schiffbauindustrie gegenüber dem Nachrichtenportal.
Samsung Heavy Industries teilte vor wenigen Tagen mit, dass die Werft von der norwegisch-deutschen Klassifikationsgesellschaft DNV GL bereits eine Zertifizierung für einen brennstoffzellenbetriebenen Aframax-Rohöltanker erhalten hat. Damit sei die technische Konstruktion eines derartigen Antriebs möglich, ein entsprechender Auftrag für einen Brennstoffzellen-Tanker könne ab sofort entgegengenommen werden. Zunächst denke man jedoch vor allem an den Austausch herkömmlicher Dieselgeneratoren durch emissionsreduzierende Brennstoffzellen. Wie Samsung erläutert, könne der Wechsel eines konventionellen Generators mit drei Megawatt Leistung zugunsten eines Brennstoffzellenmotors die Treibhausgasemissionen um mehr als 45 Prozent reduzieren. Dies entspreche dem Schadstoffausstoß von etwa 10.000 Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren.
Die Hyundai Heavy Industries Group konzentriert sich auf die Weiterentwicklung von LNG-Tanks und setzt dabei auf neunprozentigen Nickelstahl aus heimischer Fertigung. Ein derartiger Tank für einen 180.000-Tonnen-Bulker mit LNG befinde sich derzeit nach Werftangaben im Bau und soll im November 2020 an den Auftraggeber H-Line Shipping ausgeliefert. Bisher hat Hyundai Heavy Industries diesen hochwertigen Nickelstahl von ausländischen Stahlherstellern bezogen, setzt aber künftig auf Zulieferungen des koreanischen Stahlkonzerns Posco. Der neunprozentige Nickelstahl ist ein Werkstoff, der auch in der für LNG typischen kryogenen Umgebung von minus 163 Grad Celsius eine hohe Festigkeit und Zähigkeit aufweist und deshalb als Baumaterial für Tanks besonders geeignet ist.
Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering kooperiert indessen mit Hyundai Merchant Marine, Koreas einziger großen Linienreederei, um gemeinsam intelligente maritime Technologien zu entwickeln. Die beiden Unternehmen haben dazu einen „Smart Ship Research“-Vertrag unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung wollen Daewoo und Hyundai vor allem im Bereich des Internet der Dinge forschen und dazu Echtzeit-Services für einen wirtschaftlichen Flotten betrieb entwickeln. bo/ger