Lloyd Werft stellt Weichen für die Zukunft

Das Land hat für den Standort Bremerhaven umfangreiche Investitionen angekündigt, Foto: Lang

Genting-Vorstand Tan Sri Lim Kok Thay (3.v.l.) nach dem Vertragsabschluss im Bremer Rathaus, Foto: Scheer
Die malaysische Genting Group hat große Anteile an der traditionsreichen Bremerhavener Lloyd Werft erworben. Jetzt stehen die Details fest.
Der Mischkonzern übernimmt 50 Prozent der Geschäftsanteile an der Besitzgesellschaft, der Lloyd Investitions- und Verwaltungs GmbH, dazu 70 Prozent an der operativen Gesellschaft, der Lloyd Werft Bremerhaven AG. Kaufpreis: 17,5 Millionen Euro.
Tan Sri Lim Kok Thay, Vorstandschef der Genting Group, und Dieter Petram, bisheriger Mehrheitsgesellschafter der Lloyd Werft, sind sich einig: Für Bremerhaven und das Land Bremen ist der Vertragsabschluss ein historischer Moment. Für die Unterzeichnung in Anwesenheit des Bremer Bürgermeisters Carsten Sieling (SPD) hatten die Partner am vergangenen Donnerstag mit dem Senatssaal im Bremer Rathaus auch einen historischen Ort gewählt.
Wer wie viele Anteile hält, sei für das Unternehmen nicht ausschlaggebend, betonte Kok Thay. Die Lloyd Werft habe eine lange Historie im Schiffbau, und Genting bringe ein volles Auftragsbuch mit. Der Vorstandschef zeigte sich zuversichtlich, dass langfristig aber auch andere Reedereien bei der Lloyd Werft Schiffe in Auftrag geben werden.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde in den vergangen zwei Monaten das Vertragswerk ausgearbeitet, wobei die Lloyd Werft und Genting, die schon in der Vergangenheit mehrfach Berührungspunkte über Projekte mit der Genting-Tochter Norwegian Cruise Line hatten, im Frühjahr erstmals konkret über die neue Partnerschaft gesprochen hatten.
Die Vorstandsmitglieder der Lloyd Werft, Rüdiger Pallentin, Carsten Haake und Dirk Petersjohann, begrüßten jetzt die Entscheidung von Genting und die darüber hinaus bestehenden Pläne für den Bau von zwei Flusskreuzfahrtschiffen bis 2017 sowie drei Hochseeschiffen ab 2018 für die von Genting kürzlich erworbene Kreuzfahrtreederei Crystal Cruises. Die von Crystal Cruises in Auftrag gegebenen Schiffe sollen dabei speziell auf den boomenden Kundenmarkt in Asien zugeschnitten sein.
Um dieses Neubauprogramm mit einem Volumen von mindestens 1,5 Milliarden Euro auf dem Gelände der Lloyd Werft ausführen zu können, werden aber zunächst noch umfangreiche Investitionen in den nächsten Monaten getätigt. Zunächst muss seitens des Landes Bremen in einem ersten Arbeitsschritt die Kaje im Bereich des Kaiserhafens 3 (Alte Bananenkaje) saniert werden. Für diesen Kajenausbau sind zunächst 30 Millionen Euro erforderlich, teilte Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) jetzt mit. Für einen weiteren Bauabschnitt im südlichen Bereich der Kaje kämen dann weitere Landesinvestitionen in Höhe von 15 Millionen Euro hinzu. Pallentin sprach von einem höheren Personalbedarf. Der derzeitige Stamm der Lloyd Werft von rund 400 Mitarbeitern reiche für die neuen Aufträge nicht aus. So würden schon jetzt neue Mitarbeiter in den Konstruktions- und Kalkulationsabteilungen der Werft benötigt. „Unsere Stärke liegt im Projektmanagement. Wir haben das Know-how“, betonte Petram, der Aufsichtsratsvorsitzender der Lloyd Werft bleibt.
Wenn die Großaufträge erst einmal angelaufen sind und die Hochseeschiffe zur Ausrüstung an der Werftpier liegen, wird noch wesentlich mehr Personal auf der Bremerhavener Werft benötigt, die Rede ist dabei von rund 1000 Mitarbeitern. Wo die Rümpfe für die Hochseeschiffe gebaut werden, konnte Pallentin noch nicht sagen, aber in den nächsten Wochen soll es dazu eine abschließende Entscheidung geben. Der Bau der Schiffsrümpfe der ersten beiden Flusskreuzfahrtschiffe werde entweder an eine im Flussschiffbau erfahrene Werft vergeben oder auf dem eigenen Werftgelände erfolgen. Diese zweite Möglichkeit werde derzeit noch geprüft.
Der Vorstand der Lloyd Werft dankte nach der Vertragsunterzeichnung mit Genting den bisherigen Gesellschaftern, der Ehlerding Beteiligung GmbH und der BLG Logistics Group AG & Co. KG, deren Anteile die Genting Gruppe übernommen hat, ebenso dem weiterhin als Gesellschafter fungierenden Unternehmer Dieter Petram für die Unterstützung der Werft in den vergangenen Jahren. fab/CE