Lürssen hält an Patrouillenboot-Bau fest

In Wolgast begann vor einem Jahr die Fertigung der Boote, Foto: Pommern Union
Ungeachtet der Diskussion um Sanktionen und einen möglichen Rüstungsexportstopp gegen Saudi-Arabien hält die Lürssen-Werft am Bau von Patrouillenbooten für den umstrittenen Golfstaat fest.
Der Neubau leiste einen bedeutenden Beitrag zur Auslastung der Wolgaster Werft, sagte jetzt ein Unternehmenssprecher. Die im Vorjahr auf der Peene-Werft begonnene Fertigung werde 2016 fortgesetzt.
Nähere Angaben machte der Sprecher unter Hinweis auf Vertraulichkeitsvereinbarungen nicht. Die ehemalige P+S-Werft in Wolgast war 2013 von der Lürssen-Gruppe übernommen worden, nachdem die P+S-Werftengruppe 2012 pleitege gangen war.
Bundespolitiker von Opposition und Regierung hatten mit scharfer Kritik auf die Massenexekution in Saudi-Arabien reagiert und teilweise auch Exportbeschränkungen für Rüstungsgüter ins Gespräch gebracht. Der CDU-Bundestagsabgeordne te Matthias Lietz (CDU) aus dem Wolgaster Wahlkreis bezeichnete die Situation im Mittleren Osten als „beunruhigend“. Den Lürssen-Auftrag sieht der Abgeordnete aber nicht in Gefahr: „Bestehende Verträge müssen Bestand haben.“ Bei den Patrouillenbooten handele es sich zudem nicht um Kriegstechnik im klassischen Sinne, sondern um polizeiliche Instrumente im Küstenschutz.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Sonja Steffen sagte, dass die aktuellen Menschenrechtsverletzungen in Saudi-Arabien Anlass genug sein sollten, das Rüstungsgeschäft generell zu überdenken. Natürlich sei es wichtig, dass die Werft in Wolgast Aufträge habe. Doch es sollten Aufträge sein, die ein Rüstungsgeschäft unnötig machten, sagte sie.
Mit der „Vorfertigung“ der Patrouillenboote war Lürssen vor einem Jahr gestartet (THB 28. Januar 2015). Mit dem Großauftrag über rund 100 Küstenschutzboote im Wert von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro will Lürssen vor allem den Standort Wolgast absichern. Die Lürssen-Werft hatte den Vertrag mit dem saudischen Innenministerium geschlossen. lmv/fab