Lürssen nimmt GNYK an Bord

Kräftebündelung im deutschen Marineschiffbau: Anstoßgeber war die Auftragsvergabe für das Mehrzweckkampfschiff „MKS 180“ an ein von der niederländischen Damen-Shipyard-Gruppe geführtes Konsortium, Rendering: MTG
In der deutschen Werftindustrie vollzieht sich im Windschatten der Corona-Krise eine historische Kräftebündelung.
Motor dieses Prozesses ist dabei die in den zurückliegenden Jahren rasant gewachsene Bremer Lürssen-Werft-Gruppe. Sie kündigte am späten Donnerstagabend an, mit German Naval Yards Kiel (GNYK) künftig „eine dauerhafte Zusammenarbeit im Marineschiffbau“ zu verwirklichen. Es werde angestrebt, „die bisherigen Aktivitäten im militärischen und behördlichen Überwasserschiffbau künftig in ein gemeinsames Unternehmen unter Führung der Bremer Lürssen-Gruppe einzubringen. Auf diese Weise soll es zu einer „Verbesserung der nationalen Industriestruktur sowie einer Stärkung der Effizienz und Nachhaltigkeit“ kommen.
Die Vorarbeiten zu einer abschließenden vertraglichen Vereinbarung über das Gemeinschaftsunternehmen konnten dem Unternehmen zufolge in dieser Woche zwischen den Eigentümerfamilien erfolgreich abgeschlossen werden. Der geplante Zusammenschluss unterliege dem fusionskontrollrechtlichen Genehmigungsvorbehalt.
Wichtiger Impulsgeber für diesen Schritt ist auch der kürzlich erfolgte Beschluss des Bundestags, den Marine-Überwasserschiffbau zur „nationalen Schlüsseltechnologie“ zu erklären. Um diesen Status war jahrelang gerungen worden. Als Prozess-Beschleuniger erwies sich dabei die am 13. Januar dieses Jahres erfolgte Entscheidung, den Auftrag zum Bau von vier neuen „Mehrzweckkampfschiffen“ (MKS 180) an die niederländische Damen Shipyard-Gruppe zu vergeben. Das löste damals schärfste Proteste in der deutschen Schiffbau- und Zulieferer-Industrie, aber auch der Gewerkschaft IG Metall Küste sowie der Politik aus. GNYK beschritt sogar den Rechtsweg.
Mit dem jetzt von Lürssen und GNYK angestrebten Schritt, der unter anderem durch den maritimen Koordinator der Bundesregierung, Norbert Brackmann (CDU), intensiv mit begleitet wurde, könne der nationale Marineschiffbau gestärkt werden. Zugleich werde die internationale Wettbewerbsposition norddeutscher Werften und „der nationalen maritimen Zulieferindustrie ebenfalls unterstützt. Friedrich Lürßen, Gesellschafter der inhabergeführten Gruppe erklärte: „Wir sind davon überzeugt, dass eine Konsolidierung unserer Werften im Marineschiffbau sinnvoll und förderlich ist,
Kein Wort findet sich in der gemeinsamen Erklärung indes zur möglichen Rolle, die TKMS noch spielt. Dabei war dieses Unternehmen noch vor wenigen Wochen ebenfalls mit im Gespräch. Auf THB-Nachfrage teilte die Lürssen-Gruppe knapp mit: „Grundsätzlich sind wir für Gespräche zu einer weiteren Konsolidierung im Überwasser-Marineschiffbau offen. Nicht verhandelbar ist dabei der Führungsanspruch der Lürssen-Gruppe.“
Norbert Brackmann, begrüßt in einer Erklärung des Bundeswirtschaftsministeriums den jetzt bekannt gegebenen Schritt. „Der Zusammenschluss stärkt den maritimen Standort Deutschland insgesamt.“ Er hoffe zudem, dass jetzt auch der Bau des MKS 180 „zeitnah“ beginnen könne. EHA