„Makker 19“ komplett aus HDPE-Kunststoff

Die 9,9 Meter lange „Makker 19“ der Schramm Group besteht aus hochfestem HDPE-Kunststoff, Foto: Timo Jann
Als er auf einer Werft in Istanbul einen neuen Schlepper beauftragte, „stolperte“ Hans Helmut Schramm, der Geschäftsführer der Schramm Group (Brunsbüttel) über den dort verarbeiteten Kunststoff HDPE (High Density Polyethylen). „Das Material ist wirklich fantastisch“, berichtet er von ersten Eindrücken. In seinem Schiffbau-Ingenieurbüro NavConsult ließ er daraufhin in Zusammenarbeit mit der türkischen Werft den Prototypen für ein neues Festmacherschiff entwickeln.
Die 9,9 Meter lange und 3,8 Meter breite „Makker 19“ wurde jetzt in Dienst gestellt und offiziell präsentiert. Zwei Motoren (je 250 PS) geben ihre Leistung auf zwei Antriebe ab, mit 80 Zentimetern Tiefgang und der Wendigkeit bietet das Boot der Besatzung optimale Möglichkeiten. Der Rumpf besteht aus einer Doppelhülle, deren Zwischenraum ausgeschäumt ist. Die „Makker 19“ gilt damit als unsinkbar. Schramm: „Ein vergleichbares Boot aus Stahl würde 25 Tonnen wiegen, hier sind es neun Tonnen.“
Bei der Entwicklung flossen viele Anforderungen aus der Praxis der Festmacher der Schramm Group mit ein. „Wir haben das als Team umgesetzt“, betont Schramm. „Zwei Motoren wurden als dringend genannt. Das macht auch Sinn, denn man fragt sich schon, ob das, was wir seit 80 Jahren machen, noch sicher ist“, spielt der Unternehmer auf steigende Fließgeschwindigkeiten der Elbe und Antriebe mit nur einem Motor an. „Ein Stahlschiff wäre heutzutage nicht mehr richtig“, ist Schramm überzeugt. Registro Italiano Navale (RINA) hat den Neubau klassifiziert.
Der hochfeste Kunststoff HDPE hat mit 950 Kilogramm je Kubikmeter ein deutlich geringeres spezifisches Gewicht als Stahl mit 7800 Kilogramm je Kubikmeter. NavConsult arbeitet vor diesem Hintergrund bereits an der Konstruktion eines 15 mal 60 Meter großen Arbeitspontons für den Einsatz im Flachwasser, der nach ersten Berechnungen einen Leertiefgang von 14 Zentimeter hätte. „Das Projekt könnte einen Großteil der Flachwasserprobleme auf Rhein, Donau, Elbe oder Oder lösen“, sagt Schramm. Auch an einem 30 Meter langen Leichter wird geplant. Der könnte aufgrund des geringeren Tiefgangs 100 Tonnen mehr Ladung aufnehmen. „Wir haben einen kleinen Schlüssel für eine große Tür“, gibt er sich philosophisch und optimistisch.
Das Engagement für diese Innovationen im Schiffbau zeichnete der Schiffsversicherer Allianz Esa Euroship mit dem „Innovationspreis Binnenschifffahrt 2020“ aus. tja