Mit dem Hausboot in die Zukunft

Neubaugebiet auf dem Wasser: Hausboote werden immer beliebter, auch als Geschäftsfeld für Werften, Foto: Germann
Die Schiffbaubranche unterliegt einem ständigen Wandel. Vor allem im europäischen und deutschen Raum stehen Werften aller Größenklassen unter Druck, sich mit spezialisierten oder neuartigen Angeboten zukunftssicher aufzustellen. Auch die Yacht- und Bootswerft Rathje mit 24 Mitarbeitern in Kiel-Friedrichsort will sich ein neues Geschäftsfeld erschließen: Hausboote.
Das Schiffbauunternehmen ist in dritter Generation im Familienbesitz. Früher hatte der Yachtbau in Holz dominiert, später Reparatur und Ausbauten. Im Laufe der Jahre brach einiges weg, besonders bei gewerblich genutzten Booten und Behördenfahrzeugen. Jetzt will sich die Werft mit dieser alternativen Wohnform ein Stück neu erfinden.
Denn die Hausboote erfreuen sich bundesweit wachsender Beliebtheit. In Deutschland gibt es nach Schätzungen von Prof. Heiner Haass vom Campus Bernburg der Hochschule Anhalt zufolge rund 800 Hausboote. Das Potenzial könnte trotz bürokratischer Hürden – etwa fehlende Grundlagen für Baugenehmigungen – vier- bis fünfmal so groß sein. Haass sehe für Hausboote schon heute einen leichten Trend: „Das wird zunehmen, denn es ist sehr beliebt, einerseits ein festes Zuhause zu haben, mit dem man aber auch auf Fahrt gehen kann – ähnlich wie mit Wohnmobilen.“
Die Yacht- und Bootswerft Rathje will nun schnell Fahrt aufnehmen. Spätestens im kommenden Herbst soll mit der Fertigung der ersten Hausboote begonnen werden, sagt Projektleiter Kay Dürschke. Ein zusammen mit Udo Hafner, Geschäftsführer des Hamburger Konstrukteursbüros iYacht, entwickeltes Modell gebe es bereits, ebenso wie rund 30 Interessenten aus dem In- und Ausland.
Ob fahrfähiges Hausboot oder schlichtweg schwimmendes Haus: Für Rathje-Werftchefin Edith Vonhoff ist klar: „Sie sollen ein weiterer Baustein sein, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und zu steigern.“ Pro Jahr will das Unternehmen drei Boote bauen. Liegeplätze sollen im eigenen Sportboothafen entstehen.
Und vorher steht am 25. Oktober noch die jährliche Hausboot Konferenz in Hamburg an – natürlich auf einem Hausboot. ger/lno