MV Werften: Genting plant Teilausstieg

Die weltweite Corona-Pandemie entwickelt sich zu einer immer größeren Belastung auch für den Schiffbaustandort Deutschland. Mittwoch verbreitete sich eine wahre Hiobsbotschaft: Danach will der Radiosender NDR 1 Radio MV erfahren haben, dass der als Folge der Pandemie in wirtschaftliche Schieflage geratene Mutterkonzern der MV Werften, der Mischkonzern Genting mit Sitz in Hongkong, einen Teilausstieg aus der Schiffbaugruppe mit ihren Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund plant. Stammsitz für die MV Werften ist die Hansestadt Wismar.

Dem Radiosender zufolge will Genting 51 Prozent der Anteile abstoßen und dem Land Mecklenburg-Vorpommern und/oder dem Bund anbieten. Die auf den Werften für den Konzern entstehenden Cruise-Neubauten sollen übernommen werden.

Zur Erinnerung: Im März 2016 hatte Genting angekündigt, die Schiffbaubetriebe zum Preis von 231 Millionen Euro von Nordic-Yards zu übernehmen. 2015 hatte Genting bereits die Lloyd-Werft in Bremerhaven erworben.

Auf der Homepage von MV Werften heißt es zu diesem Schritt: „Mit einem weltweit einzigartigen Bauprogramm schlugen wir 2016 ein neues Kapitel im Schiffbau des Landes auf.“ Die Regierung des Landes in Schwerin war über den Deal erleichtert und begeistert zugleich und bezeichnete die Übernahme als „einmalige Chance für den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern“, so der damalige Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU).

Genting erklärte damals, das Investment werde sich auszahlen und passe perfekt in die globale Kreuzfahrtstrategie des Unternehmens“. Zum asiatischen Mischkonzern gehören neben dem Cruise-Bereich auch Glücksspiele und Vergnügungsparks.

Zum aktuellen Radio-Bericht wollte sich die SPD-CDU geführte Landesregierung unter Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) indes nicht äußern. Nur das stellte sie eilig klar: Einen Insolvenzantrag hat das Unternehmen bisher nicht gestellt.

Das Land bemüht sich weiter darum, die drei Werften mit ihren gut 3100 Beschäftigten unter den Corona-Rettungsschirm des Bundes zu bringen. Damit das erreicht werden kann, hatte Schwerin unter anderem zwei wichtige Gutachten in Auftrag gegeben. Eines sollte sich mit den Zukunftschancen des Genting-Konzerns beschäftigen, der vor wenigen Tagen aufgrund der Corona-bedingten wirtschaftlichen Probleme mitgeteilt hatte, seine Zahlungen an Banken und weitere Gläubiger vorerst einzustellen.

Die eigentlich mit Aufträgen und aktuellen Bauvorhaben gut ausgelasteten Werften in den drei Küstenstädten an der Ostsee sind indes seit dem Frühjahr von einem Normalbetrieb weit entfernt. Die Bauvorhaben ruhen, bis Jahresende ist Kurzarbeit beantragt. Darunter leiden auch zahlreiche Firmen aus der Zuliefererindustrie.

Die Zukunft der MV Werften bestimmt damit die Tagesordnung der Landesregierung. Für Freitag ist eine Sondersitzung des Finanzausschusses geplant. Sollten die MV Werften unter den Rettungsschirm kommen können, geht es um gut 570 Millionen Euro. EHA/dpa

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