Nordic plant Bau von Cruisern

Die Rückgänge im Kerngeschäft zwingen die Nordic Yards (hier Wismar) zum Umdenken, Foto: Nordic Yards
Die unter den Russland-Sanktionen leidenden Nordic-Werften in Wismar, Warnemünde und Stralsund sehen Chancen im Bau von kleineren Kreuzfahrtschiffen.
Der Kreuzfahrtschiffbau erlebe derzeit einen Nachfrageboom – mit der Öffnung der Arktis vor allem im Segment eisgängiger Kreuzfahrtschiffe, sagte jetzt Geschäftsführer Herbert Aly in Stralsund. Nordic habe durch die Russland-Sanktionen 30 Prozent seines Auftragsspektrums verloren, weitere 20 Prozent durch den niedrigen Ölpreis im Öl- und Gasmarkt, außerdem 40 Prozent im Plattformbau. Der Kreuzfahrtschiffbau könne diese Rückgänge nun für die nächsten vier bis fünf Jahre ausgleichen.
Bei Nordic seien derzeit sieben Projekte im Premiumsegment in Bearbeitung, unter anderem für kleinere Expeditionsschiffe für Polarregionen mit 200 bis 250 Passagieren. Verhandelt werde über den Bau schlüsselfertiger Schiffe, die noch 2018 geliefert werden sollen, so Aly weiter. „Jemand, der ein kleineres Schiff haben will, muss sich bei Meyer in die Reihe stellen.“ Nordic könne hingegen zeitnah liefern.
Notwendig – so appellierte Aly an das Land – sei aber auch die Absicherung dieser Aufträge durch Bürgschaften. Die Entscheider sollten dafür nach Frankreich und Spanien schauen. Nordic hatte große Aufträge für den Bau von Windpark-Plattformen an diese Länder verloren – laut Aly deswegen, weil die Finanzierung von Großprojekten dort verbürgt werde.
Langfristig sieht Aly die Zukunft der im Besitz des russischen Eigners Witali Jussufow befindlichen Nordic-Werften jedoch im Russland-Geschäft. Es gebe in der russischen Flotte einen gewaltigen Investitionsstau. „Die Kontakte sind da, die Gespräche laufen. Es kommt nur nicht zu Abschlüssen.“
Werfteigner Witali Jussufow hatte im Frühjahr die Geschäftsführung an den Branchenexperten Aly übertragen. Er soll den Umbau der Werft zu einem Ingenieur- und Projektdienstleister voranbringen. mv/fab