P+S-Pleite: Gericht sieht Fehler bei KPMG

Im Streit um die Insolvenz der vorpommerschen P+S-Werften hat es jetzt noch keine gütliche Einigung vor dem Hamburger Landgericht gegeben.

Vergeblich appellierte die Zivilkammer an die Anwälte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG und Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann, sich auf eine Mediation einzulassen. Die drei Richterinnen machten deutlich, dass sie zumindest das erste KPMG-Gutachten zur Sanierungsfähigkeit der Werften Ende 2010 für fehlerhaft halten. Die Kosten und Zinsen für Kredite seien nicht richtig dargestellt worden. Das Gericht ließ zugleich erkennen, dass die Schadenersatzforderung des Insolvenzverwalters in Höhe von mehr als einer halben Milliarde Euro schwer durchsetzbar sein wird. Der Prozess um die Pleite der P+S-Werften hatte am vergangenen Donnerstag begonnen (THB 3. März 2017).

Die Vertreter von KPMG räumten ein, dass die im Dezember 2009 genannten Zahlen zu möglichen Zinskosten nicht korrekt waren. Die Vorsitzende Richterin Carola Klaassen sagte an die KPMG-Anwälte gewandt: „Sie können doch nicht einfach weitermachen mit Informationen, die sich als falsch herausgestellt haben.“ Anwalt Marc Zimmerling beteuerte daraufhin: „Das war doch vereinbart.“ In Begleitunterlagen zu dem schriftlichen Gutachten seien die korrigierten Zinskosten genannt worden. „Jeder konnte sehen, was sich geändert hatte“, sagte Prof. Stefan Schaub, der Vertreter des KPMG-Sanierers Michael Axhausen. Klaassen zeigte sich wenig beeindruckt. „Wir möchten kundtun, dass wir das nicht für optimal halten.“

Sehr kritisch sah das Gericht auch die von KPMG damals aufgezeigten drei Sanierungsszenarien, von denen aber nur eines nach Einschätzung der Wirtschaftsprüfer realistisch war. Darin sprachen sie sich gegen die Annahme des Auftrags zum Bau von zwei Scandlines-Fähren aus. Diese Information sei bei der Geschäftsführung der Werften aber nicht angekommen. Nach Ansicht des Gerichts stellt sich die Frage, ob eine grobe Fahrlässigkeit vorliegt oder ob etwas vertuscht werden sollte. lno/fab

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