Pella Sietas sucht zweiten Standort

Der Standort von Pella Sietas an der Este leidet unter abgelagertem Schlick, Foto: Timo Jann

Werftdirektorin Natallia Dean (re.) und Beate Debold, technische Leiterin, Foto: Timo Jann
Deutschlands älteste Werft, Pella Sietas in Hamburg-Neuenfelde, sucht weiter nach einem zweiten Standort.
Im Sommer hatte das zur russischen Pella-Gruppe gehörende Unternehmen Interesse an der insolventen Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) bekundet, kam dort aber nicht zum Zuge. „Wir sind nach wie vor hier, und das ist auch gut so. Aber wir wollen wachsen und suchen deshalb auch einen zusätzlichen Standort. Der muss aber passen“, sagte Werftdirektorin Natallia Dean am Rande der Kiellegung für den für Russland bestimmten Eisbrecher im Gespräch mit dem THB.
Pella Sietas will wachsen und sucht dafür nach der Zukunftslösung. Das Schiffbauunternehmen wurde 1635 gegründet. In früheren Jahrzehnten wurden ganze Großserien von Containerschiffen gebaut, ebenso zahlreiche Spezialschiffe wie Baggerschiffe, Fähren oder Offshore-Installationsschiffe.
Der für den maritimen Dienstleister Rosmorport auf Kiel gelegte 120 Meter lange Eisbrecher ist der größte seiner Art, der je in Deutschland gebaut wurde. „Er passt in eine Reihe zahlreicher Schiffe mit hoher Eisklasse, die hier schon für das Baltikum gefertigt wurden“, sagte Projektleiter Christian Gurr.
Doch Pella Sietas steht bei allem Fachwissen der Beschäftigten in Sachen Schiffbau vor einem großen Problem. „Leider gibt es nach wie vor keine nachhaltige Lösung für die Schlickproblematik hier am Standort“, berichtete Beate Debold, die technische Leiterin der Werft. Hintergrund: Der Laderaumsaugbagger „Osteriff“ für den Bund konnte fast ein Jahr lang nicht ausgedockt werden, weil die Bauplattform wegen der verschlickten Este-Mündung nicht in die Elbe verholt werden konnte. Erst als sich nach öffentlichem Protest Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) eingeschaltet hatte, wurde kurzfristig Schlick beseitig und die „Osteriff“ kürzlich ausgedockt. Auf der Bauplattform entsteht nun der neue Eisbrecher. Doch auch dieser Neubau dürfte wieder durch sich weiterhin absetzenden Schlick Probleme bekommen.
„Wir sind jetzt mit den Behörden dabei, nach einer technischen Lösung für das Problem zu suchen“, erklärte Beate Debold. Um die Kosten – und wer diese trägt – geht es dabei derzeit noch nicht, betonte sie. Nach THB-Informationen ist eine Pipeline im Gespräch, dank der kontinuierlich Schlick aus der Este in den Hauptstrom der Elbe geleitet werden könnte. „Wir hoffen auf eine Entscheidung im Frühjahr 2021“, so Natallia Dean. Sie hofft auf eine Lösung – ebenso wie Rosmorport: Gurr verlas während der Kiellegung eine Mitteilung des Unternehmens, das demnach auf weitere Projekte setzt. „Wir sind die einzige Werft aus Deutschland, die Schiffe nach Russland exportiert“, so Natallia Dean voller Stolz.
„Der Eisbrecher ist ein Meilenstein, auf den wir lange hingearbeitet haben und der uns zuversichtlich in die Zukunft blicken lässt“, sagte Beate Debold dem THB. tja