Rumpfteil aus Rostock nach Papenburg

Die mittelständische Werften-Gruppe Meyer in Papenburg profitiert von ihrem auf verschiedene Standorte verteilten Fertigungsnetzwerk.

Ein aktuelles Beispiel für die damit erzielbaren Synergieeffekte ist der Bau des neuen Kreuzfahrtschiffes, das unter der Baunummer 711 für die Reederei Star Cruises in Malaysia entsteht. Am vergangenen Wochenende wurde eine auf der ebenfalls zum Meyer-Verbund gehörenden Neptun-Werft in Rostock gefertigte Mittelschiffssektion mittels Schlepperhilfe zum Stammwerk in Papenburg verholt.

Monatelang hatten Ingenieure und Nautiker die Überführung des rund 5000 Tonnen schweren Rumfpteils von Rostock nach Papenburg vorbereitet. Der Kieler Schiffsmakler Sartori & Berger war in die komplexen Vorbereitungen ebenfalls mit einbezogen. Die Erklärung: Für den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) liegt die maximal erlaubte Schiffsbreite bei 32,2 Meter. Die exakte Breite für die Meyer-Sektion betrug aber 39,7 Meter. Wie das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Kiel-Holtenau auf Anfrage bestätigte, wurde aus diesem Grund extra eine Computersimulation des Sektions-Transfers im Vorwege durchgeführt. Dabei wurde festgelegt, dass nur ganz besonders leistungsstarke Schlepper die Sektion begleiten dürfen. Diesen Auftrag erhielten die „RT Spirit“ und die „RT Pioneer“ der niederländischen Reederei Kotug aus Rotterdam.

Freitagmittag startete der Schleppverband in Kiel zunächst mit Ziel Schleusenkomplex Brunsbüttel. Zur Absicherung des Verbandes setzte die Schifffahrtsverwaltung ihr Mehrzweckschiff „Saatsee“ ein. Im Kanal wurde der Schleppverband zeitweise vom Wetter behindert: Bei starkem Nebel musste der Konvoi in Schwartenbek bei Kiel aus Sicherheitsgründen mehrere Stunden pausieren. Erst gegen Mitternacht erreichte er dann die Schleuse in Brunsbüttel.

Der Schleppzug wird als bislang breiteste Schiffbausektion, die die Wasserstraße passiert hat, Eingang in die Annalen des 1895 gebauten Kanals finden. Bislang waren Rumpfsektionen der 2011 und 2012 bei Meyer gebauten Disney-Kreuzfahrtschiffe mit jeweils 37 Metern die breitesten Rumpfteile, die den NOK passierten. Sie waren sogar noch breiter als das ehemalige, in Hamburg bei Blohm + Voss gebaute und 1941 versenkte Schlachtschiff „Bismarck“, das auf 36 Meter Schiffsbreite (250 Meter Länge) kam.

Bei der Meyer Werft wird die aktuell angelieferte Sektion bis Herbst 2016 in den Star-Cruises-Neubau integriert. Das Schiff wird 330 Meter lang und 39,7 Meter breit.

Für den Kanal werden weitere derartige Schlepp-Großverbände erwartet. Die Werft hat am Standort Papenburg derzeit elf Kreuzfahrtriesen in Bau. Für diese Schiffe benötigt das Traditionsunternehmen auch weitere Zuarbeit aus Rostock. Für diese Zulieferungen hat die Meyer Werft ein spezielles Transportschiff gechartert. Der Frachter „Papenburg“ pendelt seit kurzem zwischen Werften im Ostseeraum und Papenburg.

Der Standort Rostock hat sich neben der Zuarbeit für den Hochseekreuzfahrtschiffbau zu einem Fertigungsschwerpunkt für Flusskreuzfahrtschiffe entwickelt, die aktuell in Großserie gefertigt werden (THB 25. September 2015). FB/EHA

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