Schwerguttransport mit Schleppern

So etwas hat es bei der niederländischen Damen Shipyards noch nie gegeben: Gleich 22 Schlepper, Pontons und weitere Offshore-Spezialfahrzeuge wurden jetzt mittels Schwergutfrachter von Asien nach Europa verschifft.

Es ist ein wesentlicher Grund für den weltweiten Markterfolg der Werftengruppe mit Stammsitz im niederländischen Gorinchem: Das Unternehmen hat eine Reihe von Standardprodukten für bestimmte Einsatzbereiche entwickelt, die in größeren Stückzahlen gefertigt, damit kurzfristig lieferbar und trotzdem an individuelle Kundenanforderungen flexibel anpassbar sind. Diese Serienfertigung ermöglicht neben der schnellen Auslieferung auch einen attraktiven Preis. Das schließt auch die Transportkosten mit ein. Die Werftengruppe hat in den zurückliegenden Jahren systematisch ein globales Fertigungsnetzwerk aufgebaut, sei es durch die Gründung von eigenen Tochterbetrieben oder durch gezielte strategische Partnerschaften. Diese Form des „global sourcing“ hat, bezogen auf den reinen Schiffbau, nur wenige Nachahmer. Insgesamt gehören zum Schiffbaukonzern 32 Neubauwerften beziehungsweise Reparaturstandorte. Sie beschäftigen gut 9000 Mitarbeiter. Die verkaufte Jahresproduktion liegt nach Unternehmensangaben bei gut 160 Einheiten, vom großen Assistenz-Schlepper über das Offshore-Spezialfahrzeug bis hin zum Schwimmponton.

Die Werft wirbt aktiv damit, dass ihre Produkte nach der Anlieferung zum Beispiel in Europa bereits nach einem kurzen technischen Check-up einsatzbereit sind. Ein Zustand, den man in der Computer-Industrie mit der griffigen Formel „Plug & Play“ umschreiben würde.

Der Koordinationsaufwand eines solchen Sammeltransportes ist allerdings nicht zu unterschätzen. Denn die Produktionsstandorte befinden sich in verschiedenen asiatischen Staaten, so dass jeweils größere See-Transitstrecken zu überbrücken sind. Auch das macht die Transportlogistik so besonders: Es geht um Ladungskolli, also Schiffe und/oder Boote, die jeweils hohe Stückgewichte auf die Waage bringen. Sie sind damit ein Fall für Schwergut- und Projektladungsfrachter.

Zu den bewährten Logistikpartnern gehört dabei die niederländische Schwergutreederei BigLift. Heute Bestandteil der Spliethoff-Gruppe, reichen die Wurzeln bis ins Jahr 1973 zurück, als die Schwergutreederei Mammoet Shipping gegründet wurde. Für den aktuellen Großtransport stellte die Reederei den 2014 gebauten Schwergutfrachter „Happy Star“ (IMO 9661259) zur Verfügung. Das Schiff ist Bestandteil einer insgesamt 15 Einheiten umfassenden Spezialflotte der Reederei. Mit 18.374 BRZ vermessen, verfügt der 156 Meter lange und 29 Meter breite Carrier über zwei Schwergutkrane von jeweils 900 Tonnen Hebefähigkeit, in der Kombination also 1800 Tonnen. Die besonders hohe Hebeleistung kam jetzt auch bei diesem außergewöhnlichen Transportauftrag zur Geltung.

Die Rotation der Reise sah in Asien so aus: Shanghai, die vietnamesischen Häfen Hai Pong und Da Nang sowie Singapur und danach Generalkurs Europa. Die kostbare Fracht, unter anderem bestehend aus den großen Assistenz-Schleppern des Typs „Damen ASD Tug 2310“ (46 Tonnen Pfahlzug/tbp), „ASD Tug 2411“ (64,5 tbp) und „ASD 3211“ (82,2 tbp) sowie den schnellen, als Doppelrumpf-Konstruktion gebauten „Fast Crew Suppliers“ (FCS 2610), war dabei sowohl in den geschützten Laderäumen als auch auf dem Wetterdeck gestaut und entsprechend gesichert. Nicht alle Einheiten waren bereits bei der Verladung für einen per Kaufvertrag definierten Kunden bestimmt. Ein Teil der Fahrzeuge war als Vorratsware konzipiert, um, nach kurzer technischer Anpassung – die Werft spricht vom „final touch up“ – kurzfristig ausgeliefert werden zu können. Rimmtert Berlijn, Service Coordinator der niederländischen Werft: „Der eigentlichen Verladung ging eine sorgfältige Planung und Abwägung voraus, in deren Verlauf wir genau festlegten, welche Produkttypen wir in welcher Stückzahl benötigen würden, um damit kurzfristig auf Kundenanforderungen eingehen zu können.“ Der Sammeltransport wird in Kürze im Rotterdamer Hafen eintreffen.

Der jetzt erfolgende Großtransport erinnert im Übrigen an die Jahre 2008/2010 als in China gebaute Binnenschiffskaskos in großen Stückzahlen per Seetransport, verladen wie übereinander gestapelte Brotlaibe, in die Niederlande gelangten. Diese Einheiten wurden dann bei verschiedenen Binnenschiffswerften nach Kundenkonfiguration endausgerüstet. Ein starker Treiber dieser Entwicklung waren damals verschiedene niederländische Banken, die sich auf die Finanzierung von Neubauprojekten für niederländische Binnenschiffsunternehmen spezialisiert hatten. EHA

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