Silikonfolie gegen Schiffsrumpfbewuchs

Praxistest der neuen Silikonfolie auf einer Segelyacht des Kieler Yacht Clubs (links). Ein rund 30x10 cm großer Streifen der Folie wurde zu Beginn der Saison am Kiel der Yacht angebracht. Am Ende der Saison wurden keine Seepocken oder andere Makrofouler gefunden (rechts). Foto: Uni Kiel
Ein Kieler Forscherteam hat eine Folie für Schiffe entwickelt, die zu glatt ist für Muscheln oder Seepocken. Sie können dadurch schlechter am Schiffsrumpf anhaften. Ein erster Praxistest der Beschichtung an vier Segelyachten des Kieler Yachtclubs verlief nach Angaben der Christian-Albrechts-Universität (CAU) erfolgreich: Nach einer Saison waren keine Seepocken oder Muscheln auf der neuen Beschichtung zu finden. Die Wissenschaftler veröffentlichten die Ergebnisse ihrer Studie jetzt in der internationalen Fachzeitschrift „Journal of The Royal Society Interface“.
Haftung ist ein wichtiger Effekt in der Natur. Seepocken und Muscheln nutzen spezielle Klebstoffe, um sich an natürlichen oder vom Menschen hergestellten Oberflächen wie Schiffsrümpfen oder Offshore-Anlagen dauerhaft anzusiedeln. Dabei können sie auf lange Sicht diese Oberflächen beschädigen. Bei Schiffen sorgen sie auch für einen höheren Treibstoffverbrauch. Konventionelle Methoden, Schiffsrümpfe gegen den unerwünschten Bewuchs zu schützen, sind häufig mit umweltschädigenden Giftstoffen verbunden.
„Unsere Forschung zeigt, dass Klebstoffe von Organismen, die unter Wasser siedeln, Haftung auf fast jedem Untergrund ermöglichen“, sagte Erstautor Dennis Petersen vom Institut für Zoologie an der Uni Kiel. Ursache dafür sei die komplexe chemische Zusammensetzung dieser Klebstoffe. „Ziel unserer Untersuchungen war es deshalb, eine möglichst universelle Oberfläche zu entwickeln, die basierend auf physikalischen Prinzipien ein dauerhaftes Haften der Organismen verhindert“, so Petersen. Den Forschern gelang es, eine Beschichtung aus einem ungiftigen Silikon zu entwickeln, die eine neue pilzkopfähnliche Mikrostruktur aufweist. Ähnlich wie der Lotus-Effekt, der das Abperlen von Flüssigkeit auf glatten Oberflächen bewirkt, verhindert die Geometrie dieser neuen Struktur eine starke Klebeverbindung zwischen Seepocken oder Muscheln mit der neuen Beschichtung. lno/fab