„Talsohle im Weltschiffbau ist erreicht“

Qualitätsprodukt „Made in Germany“: Fregatte „Baden-Württemberg“ der Klasse 125 (Foto: Arndt)
Für den Verband für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg ist auf der Nachfrageseite weltweit jetzt „die Talsohle“ erreicht. Zahlreiche Marineaufträge stehen vor der Vergabe.
„Die aktuelle Frage lautet wohl eher, wann kommt die Markterhohlung und wie stark fällt sie aus“, formuliert es VSM-Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Lüken. Um allerdings hinzuzufügen: „Angesichts der wachsenden Sorgen vor zunehmendem Nationalismus und Protektionismus muss man allerdings vor übertriebenen Erwartungen zurzeit wohl noch warnen.“ Auch der VSM verfolgt in dem Zusammenhang aufmerksam die Entwicklungen in den USA, stellt dazu aber auch nüchtern fest: „Richtung USA als Absatzmarkt müssen sich zumindest die Schiffbauer keine Sorgen machen. Strafzolldrohungen lassen uns kalt – mehr als den Markt vom Ausland komplett abzuschotten – wie es die Amerikaner im Schiffbau mit dem Jones Act schon seit einem Jahrhundert machen, geht kaum.“
Für die deutsche Werft- und Zuliefererindustrie bleiben indes Marineaufträge von herausragender Bedeutung. Und da deuten sich für den VSM durchaus vielversprechende Entwicklungen an. Denn in der Bundesregierung, aber auch in weiten Teilen des Parlaments, hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die in immer mehr internationalen Einsätzen geforderte Deutsche Marine auch über eine leistungsstarke Flotte verfügen muss, nachdem die Anzahl der Flaggenstöcke in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich reduziert wurde. Zur Trendwende gehört für den VSM unter anderem die Entscheidung von Bundeverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Beschaffung des „Mehrzweckkampfschiffs 180“ (MKS 180) statt von vier auf sechs Einheiten auszudehnen. Ebenso richtungweisend sei der bereits im Spätherbst 2016 erfolgte Beschluss des Haushaltsausschusses gewesen, Mittel für ein weiteres Los von fünf Korvetten der Klasse 130 zur Verfügung zu stellen. Nach anfänglichen technischen Problemen erwiesen sich die fünf Einheiten der „Braunschweig“-Klasse als zuverlässige Marineschiffe.
Nach Überzeugung des VSM sollte es auch für die Politik in Berlin beruhigend sein zu wissen, „dass Deutschland über eine der leistungs- und wettbewerbsfähigsten Marineschiffbauindustrien weltweit verfügt“. EHA