Wirbel um die Meyer-Werft

B. Meyer, Foto: Meyer Werft

Die Meyer Werft in Turku soll für die AS Tallink eine LNG-Fähre bauen. Wert: 230 Millionen Euro, Foto: Meyer Turku
Die Gründung einer neuen Gesellschaft, die unter dem Namen Meyer Neptun GmbH Luxemburg vom Großherzogtum aus künftig den zentralen Einkauf für die mittelständische Werften-Gruppe vornehmen soll, hat für Wirbel und Überraschung im niedersächsischen Wirtschaftsministerium gesorgt. In Medieninterviews, unter anderem auf NDR Info, zeigte sich Wirtschaftsminister Olaf Lies erstaunt über die aktuelle Managemententscheidung der mittelständischen Schiffbaugruppe, die neben dem Stammsitz Papenburg auch in Rostock und seit wenigen Monaten im südwestfinnischen Turku produziert.
Mittwochmorgen soll es dazu ein Spitzengespräch in Emden geben, sagte eine Ministeriumssprecherin dem THB. Lies erinnerte im NDR-Interview daran, dass die Werft und das Ministerium in den zurückliegenden Monaten bei Entscheidungen zu verschiedenen Großprojekten stets zuvor einen umfangreichen Faktenaustausch vorgenommen hätten. Lies nannte hier beispielhaft den großen Standortsicherungsvertrag unter Mitwirkung der Gewerkschaften sowie den „Masterplan Ems“. Bei der aktuellen Maßnahme sei man nun von diesem Erfolgsweg abgewichen. Lies reklamierte daher Erläuterungsbedarf durch das Werft-Management.
Indes hat das Schiffbau-Unternehmen die Gründung der neuen Luxemburg-Tochter ausführlich begründet. Das sei „kein Steuersparkonzept. Die Steuern werden wie bisher weiterhin in Papenburg, Rostock und Turku bezahlt“, betonte Bernard Meyer, geschäftsführender Gesellschafter der Werft, am Montag.
Luxemburg sei unter anderem wichtig, um von dort aus „den zentralen Einkauf für Papenburg, Rostock und Turku“ zu steuern. Wir wollen damit besonders unsere Internationalität darstellen, um im mörderischen weltweiten Konkurrenzkampf zu überleben. „Von einer Verlagerung von Arbeitsplätzen kann überhaupt keine Rede sein“, erklärte Werft-Sprecher Günther Kolbe dem THB auf Anfrage.
Die Werft verweist in dem Zusammenhang darauf, dass „schon heute über 3300 Mitarbeiter auf der Meyer Werft beschäftigt sind“ und damit 200 mehr als vertraglich zugesichert. Auch in der Ausbildung sei das Unternehmen „weiter Vorreiter“ und bilde in einem größeren Umfang aus als vereinbart. Meyer: „Damit hat das Unternehmen seine Verpflichtungen aus dem Standortsicherungsvertrag mehr als erfüllt und steht weiter voll zu den Standorten Papenburg und Warnemünde.“
Die Gründung der Luxemburg-Gesellschaft erfolgt für die Werft zudem vor dem Hintergrund der als Unternehmensziel festgelegen Europäisierung. Mit der Holding-Gesellschaft in Luxemburg erreiche man, dass „die Gruppe auch zukünftig keinen Aufsichtsrat haben wird“. Gerade die letzten erfolgreich durchgeführten Verhandlungen um sieben neue Aufträge hätten gezeigt, dass ein Aufsichtsrat extrem hinderlich gewesen wäre und eventuell dem Erfolg im Wege gestanden hätte. Der Werft-Chef weiter: „Ein großer Vorteil unserer Unternehmen ist, schnell und flexibel entscheiden zu können. Dieses lässt ein Aufsichtsrat nicht zu. Da in einem solchen Aufsichtsrat die Mehrheiten in unserem Falle sehr eindeutig auf der Unternehmensseite liegen würden, hätte dieses Gremium gegenüber dem heutigen Mitbestimmungsmodell für die Arbeitnehmerseite keinen Vorteil. Außerdem werden mit dem aktuellen Schritt keine der heute bereits geltenden Mitbestimmungsrechte beschnitten.“ Die Werft zeichnete in den zurückliegenden Tagen Aufträge über den Bau von vier großen Kreuzfahrschiffen. Damit sei man bis 2020 „voll beschäftigt“. Derzeit arbeite man daran, das kleinere überdachte Baudock wieder für 2020 zu aktivieren. „Gegen harte chinesische Konkurrenz“ konnte zudem für den Standort Rostock ein neuer LNG-Tanker akquiriert werden. Für Turku konnten zwei Cruise-Liner für Carneval gewonnen werden. EHA