Wismar: Kiellegung von zwei Kreuzfahrtschiffen
Wismar hat am Freitag den Neubeginn des Schiffbaus in der Hansestadt gefeiert. Mit einem Schuss aus dem Nachbau einer Festungskanone aus dem 17. Jahrhundert wurde das Startzeichen für die Präsentation des Logos der "MV Werften" am riesigen Werftgebäude gegeben. Dann wurden die ersten Sektionen von zwei luxuriösen Flusskreuzfahrtschiffe auf Kiel gelegt.
Als Glücksbringer wurden jeweils 88 Dollar und 88 Euro unter die Sektionen gelegt. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) kam die Ehre zu, eigenhändig ein Schild an eine Sektion zu schweißen. Die Aufschrift lautete: "1. Kiellegung unter neuer Flagge".
"Die Kiellegung ist der Beginn des Schiffbaus der Genting-Gruppe hier in Mecklenburg-Vorpommern", sagte Sellering. Dies sei ein guter Tag für die maritime Industrie des Landes. Damit gehe es für einen historisch starken Wirtschaftszweig kraftvoll in Richtung Zukunft. "Das ist ein klares Bekenntnis für den Schiffbaustandort Mecklenburg-Vorpommern." Mitte Mai waren Verträge mit einem Volumen von 3,5 Milliarden Euro unterzeichnet worden. Ein Werftensprecher sagte, in Wismar, Rostock und Stralsund würden viele Hundert qualifizierte Arbeitsplätze gesichert und neu geschaffen. Aktuell arbeiten auf den drei Werften zusammen rund 1500 Beschäftigte. Es würden laufend neue Mitarbeiter eingestellt.
Die rund 135 Meter langen und elf Meter breiten Schiffe "Crystal Bach" und "Crystal Mahler" wurden von der US-Reederei Crystal River Cruises in Auftrag gegeben. Sie sollen von 2017 an auf dem Rhein, dem Main, der Mosel und der Donau verkehren. Sie können bis zu 110 Passagiere aufnehmen. Sie werden während der Reise in 55 Kabinen edelster Ausstattung wohnen, die bis zu 70,5 Quadratmeter groß sind.
Neuer Name seit Juli
Die malaysische Genting-Gruppe hatte die drei früheren Nordic-Yard-Werften in Wismar, Rostock und Stralsund im April dieses Jahres gekauft. Früheren Angaben zufolge hat sie dafür 230 Millionen Euro gezahlt. Seit Anfang Juli treten die drei Schiffbaustandorte als Werftengruppe "MV Werften" auf.
Genting-Vorstandsvorsitzender Tan Sri Lim kündigte neben dem Bau von weiteren Flusskreuzfahrtschiffen die Herstellung der bislang größten in Deutschland produzierten Hochsee-Kreuzfahrtschiffe sowie von Expeditionsschiffen für die Polarregion an. Für die nächsten fünf Jahre stehen insgesamt zehn Schiffe im Auftragsbuch. Der Bau der großen Oceanliner soll Ende 2017 beginnen, deren Ablieferung ist für 2020 geplant. In den kommenden eineinhalb Jahren wolle die Genting-Gruppe an den drei Standorten 160 Millionen Euro investieren.
Er freue sich darauf, die besten Schiffe bauen zu können - mit dem Qualitätssiegel "Made in Germany", sagte Tan Sri Lim. Die drei Standorte verfügten über eine lange Tradition, die Arbeiter seien Schiffbau-Experten. Sie seien die Gewähr für Verlässlichkeit, die Umsetzung des technischen Fortschritts und hohe Effizienz. Die Werftenstandorte in Mecklenburg-Vorpommern stünden vor einer großen Zukunft, davon werde das ganze Land profitieren.
Zu Genting gehört auch noch die Lloyd Werft Bremerhaven. Schon Mitte Mai hatte Genting Verträge über den Bau von zehn Schiffen im Wert von 3,5 Milliarden Euro unterzeichnet. Dazu gehören auch die beiden Flusskreuzfahrtschiffe, die nun auf Kiel gelegt werden. Es ist geplant, dass noch zwei weitere Flusskreuzfahrtschiffen dieser sogenannten "Rhein-Klasse" gebaut werden. (mv)