Yacht- und Bootsbauer in Nischen erfolgreich

Bild: Tony
Abseits vom großen Schiffbau haben viele kleinere Werften und Bootsbauer in Schleswig-Holstein ihre Nische in der maritimen Wirtschaft gefunden. Die teils sehr kleinen Betriebe punkten mit individuellem Angebot, großer Flexibilität und oft hoher Qualität.
"Die Branche in Schleswig-Holstein steht im Vergleich gut da", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbands, Claus-Ehlert Meyer. Die Situation sei dort wesentlich einfacher als im "großen" Schiffbau, wo in den vergangenen Jahren immer wieder Werften geschlossen wurden.
"Durch die Länge der Küsten von Nord- und Ostsee und die Vielzahl der Häfen gibt es im Land eine Vielzahl an Booten und Yachten", sagt Meyer. Das Gros der Betriebe verdiene sein Geld durch den Service, Reparaturen und Umbauten. "Insgesamt ist dieser Bereich der maritimen Wirtschaft im Norden leicht wachsend."
Dieser Ansicht ist auch Werner Feyerabend, Leiter der Landesberufsschule für Bootsbauer in Lübeck. "Es gibt keinen Boom, aber die Geschäfte laufen auf einem konstanten Niveau." Etwa 120 Bootsbauer bildet die Einrichtung Jahr für Jahr aus, allerdings nicht nur für Schleswig-Holstein. Nach zwei Jahren müssen sich die angehenden Bootsbauer zwischen dem traditionellen Baubereich und der Yachttechnik entscheiden. Jeder fünfte landet später in diesem Service. "Denn es gibt heute nicht mehr das einfache Segelschiff", sagt Feyerabend.
Spezialisierung auf Yachten
"Es gibt immer noch eine ganze Reihe an kleineren Betrieben, die nach wie erfolgreich im Neubaugeschäft sind", sagt Geschäftsführer Meyer. Beispielhaft nennt der Experte die Kieler Knierim-Werft, die Flensburger Yachtwerft Robbe & Berking Classics und die Plöner Sirius-Werft. "Robbe & Berking baut seit einigen Jahren erfolgreich Repliken alter Jachten aus Holz, Knierim ist spezialisiert auf den Bau von Hightech-Sportyachten und damit mindestens in Europa einer der führenden Betriebe." Die Sirius-Werft habe sich auf sogenannte Deckssalonjachten ausgerichtet. "Die kleinen maritimen Gewerke sind ein ziemlicher Wirtschaftsfaktor im Land."
Wegen der oft geringen Größe der Betriebe gibt es kaum gesicherte Zahlen zum Umsatz der Branche und dem Beschäftigungsgrad. Die Handwerkskammer zählt aktuell 99 Boots- und Jachtbau-Betriebe im Land. "Die klein- und mittelständischen Boots- und Schiffbauwerften im Land beschränken sich mittlerweile aber auf Pflege, Reparaturen sowie den Aus- und Umbau", sagt Ralf Petersen von der Landesinnung Bootsbau. Der überwiegenden Zahl der Betriebe gehe es gut. "Die Perspektiven sind ebenfalls positiv."
Ähnlich bewertet die Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein die Lage der kleinen Werften im Land. "Es handelt sich um eine insgesamt stabile Wirtschaftsbranche", sagt IHK-Experte Martin Kruse.
Schätzungen der Kammer zufolge hat sie einen Anteil in Höhe von rund einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes Schleswig-Holsteins. "Die Betriebe haben eine leicht überdurchschnittliche Wertschöpfung." Die Gründe dafür liegen nach Einschätzung des Experten in der erfolgreichen Nischensuche. "Sie bauen in der Regel eben keine Boote von der Stange, sondern setzen auf Qualität und Individualität."
Mittelständisch orientiert
Die kleinen Werften sind ein typisches Beispiel für die mittelständisch orientierte Wirtschaft in Schleswig-Holstein. Auch die Landespolitik setzt auf diesen Sektor. "Das sind Flaggschiffe unserer mittelständischen Wirtschaft", sagt Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD). Gerade die kleinen und mittleren Betriebe sieht er hervorragend aufgestellt. Sie hätten vielfach erfolgreich ihre Nische gefunden. "Dort spielen sie teilweise auf Europa- oder gar Weltniveau", sagt Meyer. lno