Ab Montag stehen Werften still

Vom kommenden Montag an wird die Arbeit auf den insolventen Wadan-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde ruhen. «Am Montag ist Null», sagte der Warnemünder Betriebsratschef, Harald Ruschel, gestern nach einer Belegschaftsversammlung in Rostock- Warnemünde. Dabei waren die Schiffbauer über weitere Details zu den geplanten Transfergesellschaften informiert worden, die die 2400 Wadan-Arbeiter von Montag an auffangen sollen.

Für die zuletzt in russischem Besitz befindlichen Werften war Anfang Juni trotz staatlich verbürgter Kredite in dreistelliger Millionen-Höhe Insolvenz beantragt worden. Nachdem alle Versuche scheiterten, vorhandene Aufträge zu sichern und neue Investoren zu finden, soll nun an diesem Freitag beim Amtsgericht in Schwerin Antrag auf Verfahrenseröffnung gestellt werden.

Als Alternative zur Arbeitslosigkeit bleibt den Werftarbeitern dann nur die Transfergesellschaft. Allerdings war bis geterns die notwendige Zustimmungsquote von 95 Prozent der Mitarbeiter noch nicht erreicht. Ruschel äußerte sich aber zuversichtlich. Bereits am Mittwoch habe sich eine deutliche Mehrheit für den Übergang in die Beschäftigungsgesellschaften ausgesprochen und am Donnerstag sei noch einmal «ein großer Schwung» an Unterschriften dazugekommen.

Am Mittwoch hatte das Land mit weiteren Kreditzusagen von mehr als 20 Millionen Euro den Weg für die Bildung der Transfergesellschaften geebnet. Weitere Hilfen machte Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) von tragfähigen Unternehmensstrategien abhängig. «Wir brauchen zuerst eine Perspektive für die Unternehmen. Wir brauchen einen privaten Investor, der sich engagiert und der ein langfristiges Konzept hat», sagte Sellering der «Schweriner Volkszeitung» (Donnerstag). Das Land habe alles getan, was möglich war. «Wenn es eine Perspektive gibt und wenn es wirtschaftlich verantwortbar ist, dann werden wir helfen.»

Nach Worten Ruschels ist es nun die Aufgabe des vorläufigen Insolvenzverwalters Marc Odebrecht, neben der Suche nach Investoren die alten, stornierten Verträge zu aktivieren. «Er muss die Reeder in die alten Verträge hineinzwingen.» Er kündigte Aktionen der Werftarbeiter während des Rostocker Hafenfestes Hanse Sail in der kommenden Woche an. «Wir haben einen langen Kai, da fahren viele Schiffe vorbei. Da werden uns noch einmal deutlich an die Öffentlichkeit wenden», sagte Ruschel.

Odebrechts Sprecher Lars Rosumek betonte, es würden auch nach dem 1. August weitere Gespräche mit den Reedereien Stena (Göteborg) und Laeisz (Rostock) über die Abnahme beziehungsweise den Weiterbau von Schiffen geführt. Falls diese erfolgreich verlaufen sollten, würden die Voraussetzungen geschaffen, um die Schiffe fertigzustellen. Es sei deshalb wichtig, die Mitarbeiter an den Standorten zu halten.

Odebrecht werde heute im Amtsgericht Schwerin die förmliche Insolvenz beantragen, anschließend wolle er die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand informieren, sagte Rosumek.

Laut dem Geschäftsführer der «Transfergesellschaft Küste in Mecklenburg und Vorpommern», Oliver Fieber, werden an beiden Wadan-Standorten Gesellschaften etabliert. Diese seien aber nur Instrumente, die Investorensuche zu befördern. Deshalb werde die Qualifizierung sehr flexibel gehalten, denn die neuen Arbeitsplätze würden kaum mit den alten identisch sein. Für die Ausbildung würden regionale Bildungsträger herangezogen. «An beiden Standorten sind hoch motivierte und hoch qualifizierte Mitarbeiter, die sind grundsätzlich vermittelbar», sagte Fieber. Dies sei auch davon abhängig, aus welchen Bereichen neue Investoren kämen.

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