Anteilseigner einigen sich
Die angeschlagene Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd hat eine weitere Klippe umschifft: Ihre Anteilseigner, die Tui AG und das Konsortium «Albert Ballin», sind sich nach dpa- Informationen über eine Kapitalspritze einig. Danach erhält das Unternehmen eine Barkapital-Einlage. Dabei dürfte es sich um rund 420 Millionen Euro handeln. Außerdem wird ein vom Haupteigner Tui bereitgestellter Milliardenkredit in Teilen in eigenkapitalähnliches Kapital umgewandelt. Damit seien die Voraussetzungen für eine Bürgschaft des Bundes im Volumen von 1,2 Milliarden Euro gegeben.
Der Antrag sollte noch gesternvon den Banken, die Hapag-Lloyd finanzieren, in Berlin gestellt werden. Tui- Finanzvorstand Rainer Feuerhake rechnet damit, dass die Bürgschaft im September gewährt wird.
Tui-Chef Michael Frenzel hatte die Sparte Hapag-Lloyd Anfang 2008 zum Verkauf gestellt. Zwar wurde er die Sparte nicht komplett los, aber dennoch nahm das Unternehmen 4,45 Milliarden Euro ein. Die Container-Reederei hat wegen der Wirtschaftskrise, die auf den Welthandel zur See mit voller Wucht durchschlägt, Liquiditätsprobleme bekommen. Deswegen hatte Tui schon einen Kredit über 1,4 Milliarden Euro an Hapag-Lloyd gewährt.
Der Finanzbedarf der Reederei liegt bei rund 1,95 Milliarden Euro, 200 Millionen mehr als bislang bekannt, wie aus einer am Donnerstag in Hannover veröffentlichten Präsentation der Tui AG hervorging. Sie hält rund 43 Prozent an Hapag-Lloyd. Zum Ballin-Konsortium gehören die Warburg-Bank, die HSH Nordbank, die Stadt Hamburg, die Versicherungen Hanse-Merkur und Signal Iduna sowie der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne.
Dieser hatte öffentlich für Unruhe mit dem Ruf nach drastischeren Sparmaßnahmen im Unternehmen gesorgt und das Touristikunternehmen unter Druck gesetzt, finanziell mehr für die Reederei zu tun. Bei den jüngst bereitgestellten 330 Millionen Euro, für die Hapag-Lloyd eine 25-Prozent-Beteiligung am Containerterminal Altenwerder an seine Geldgeber abtritt, trug Tui die Hauptlast. Und auch bei der neuen Barkapital-Spritze sollte Tui gemäß des Anteils zuschießen, das wären rund 180 Millionen Euro.
Wie stark die Reederei in den Sog der Krise geraten ist, wird im Tui-Halbjahresbericht deutlich: Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund ein Viertel auf 2,2 Milliarden Euro zurück.
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) lag mit 435 Millionen Euro im Minus. Im ersten Halbjahr 2008 war es mit 133,5 Millionen Euro noch positiv. Das von Hapag-Lloyd transportierte Warenvolumen ging im Berichtszeitraum um 16 Prozent zurück, die Frachtraten sackten um ein Fünftel ab. Ein Sparprogramm von mehreren hundert Millionen Euro soll das Unternehmen wieder auf Kurs bringen.