Arbeiter besetzten Wadan-Werft

Hunderte Mitarbeiter der insolventen Wadan-Werften haben am Donnerstag das Betriebsgelände in Wismar besetzt, um für den Erhalt des Unternehmens zu demonstrieren.

Ziel der Aktion sei es, den Ernst der Lage und die Angst der Beschäftigten bei Mecklenburg-Vorpommerns größtem Schiffbauer vor dem Spitzentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit Russlands Präsident Dmitri Medwedew auszudrücken, sagte Betriebsrätin Ines Scheel der dpa. Beide Regierungschefs wollten am Nachmittag bei ihren Beratungen im Schloss Schleißheim bei München auch über mögliche russische Aufträge für die akut existenzbedrohten Werften sprechen. Merkel habe versichert, «dass Wadan auf der Agenda steht».

Die symbolische Besetzung begann Scheel zufolge bereits um 6.00 Uhr morgens. «Wir haben nach einer Betriebsversammlung entschieden, das Tor zu blockieren.» Die Aktion sollte bis zum Nachmittag dauern. «Niemand wird durch die Schranke gelassen.» Außer den Kollegen, die sich bereits mit Plänen für eine Transfergesellschaft befassten, nähmen alle teil. Sogar einige Urlauber seien zurückgekehrt.

Mehrere Dutzend Wadan-Mitarbeiter hatten am Mittwoch bei Merkels Besuch auf der Schweriner Bundesgartenschau ein größeres Engagement der Kanzlerin bei der Rettung der Traditionswerften gefordert. Ihr Wirtschaftsberater Jens Weidmann werde die Schiffbauer noch am Abend über den Ausgang der Münchner Beratungen informieren, betonte Scheel.

Auch der Sprecher des Wadan-Insolvenzverwalters, Lars Rosumek, setzte große Hoffnungen in die 11. deutsch-russischen Regierungsgespräche: «Wir würden uns über ein positives Signal sehr freuen.»

Russische Energiekonzerne und die Marine gelten wegen ihrer modernisierungsbedürftigen Flotten seit Monaten als potenzielle Kunden. Konkrete Aufträge blieben entgegen früheren Ankündigungen von Wadan-Eigentümer Andrej Burlakow bisher jedoch aus. Die Chefin der IG Metall im Bezirk Küste, Jutta Blankau, betonte im «Deutschlandradio Kultur», es gebe ihres Wissens aber weiterhin Interesse daran, mit deutschen Werften zusammenzuarbeiten.

Merkel müsse aber auch ihre Kontakte zur schwedischen Regierung nutzen. Wichtig für das Überleben von Wadan ist die noch nicht gesicherte Abnahme zweier Großfähren, die die schwedische Reederei Stena Line für insgesamt rund 400 Millionen Euro bestellt hatte. Die Verhandlungen laufen laut Rosumek weiter. Insolvenzverwalter Marc Odebrecht werde sich am Freitag mit der Stena-Spitze treffen. Die Bremerhavener Lloyd-Werft wies derweil Spekulationen zurück, sie habe Interesse am Weiterbau der Fähren angemeldet, falls Wadan im August am Ende sei.

Unterdessen dementierte Odebrechts Sprecher Meldungen über einen angeblich bevorstehenden Großauftrag des US-Spezialschiff-Ausrüsters Global Water Solutions. Entsprechende Angaben von Burlakow-Berater Klaus-Peter Schmidt-Deguelle seien nach seinen Informationen derzeit nicht in Sicht. «Wir sind jederzeit bereit, mit Burlakow zu reden. Von US-Aufträgen wissen wir aber überhaupt nichts.» Aus dem Umfeld des russischen Eigners war zuvor verlautet, eine Delegation der US- Firma werde am Donnerstag zu Gesprächen in Wismar erwartet.

Um der unter schrumpfenden Frachtmengen und Liquiditätsmangel leidenden Werftbranche wieder auf die Beine zu helfen, regte Blankau bei einer Fachkonferenz in Hamburg staatliche Treuhandlösungen für nicht abgenommene Schiffe an. «Die Schiffe sind reale Werte, die bei anziehender Konjunktur wieder verkauft werden könnten.» Denkbar seien zudem Förderprogramme zum Abwracken alter und umweltschädlicher Schiffe oder auftragsunabhängige Hilfen für besonders innovative Neuentwicklungen.

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