Arved Fuchs startet nach Grönland
Der Polarforscher und Abenteurer Arved Fuchs hat die Segel für die «Nordpoldämmerung» gesetzt: Der 56-Jährige startet eine neue Expedition nach Nordwest-Grönland, einer nur schwer zugänglichen Region. Fuchs stach gestern mit seinem Segelschiff «Dagmar Aaen» vom Hamburger Hafen aus in See - zu einer «spektakulären Hochgebirgslandschaft mit den größten Gletschern der Arktis». Der Polarexperte begibt sich rund ein Jahr lang auf die Spuren einer historischen Expedition von 1881 bis 1884. «Aufgrund des zurückweichenden Packeises ist es möglich, mit der 'Dagmar Aaen' früher unzugängliche Regionen anzusteuern», sagte Fuchs.
Im Vorfeld der Expedition organisiert der 56-Jährige aus Bad Bramstedt (Kreis Segeberg) ein internationales Jugendcamp an der Nordküste Islands. In der dritten Auflage des Camps «Ice Climate Education» sollen zehn Schüler aus sieben Nationen vom 22. Juni bis zum 3. Juli über die Folgen des Klimawandels informiert werden. Fuchs will damit «speziell die junge Generation für die Problematik sensibilisieren» - schließlich seien die heutigen Schüler diejenigen, die die Folgen der globalen Klimaerwärmung «in ihrem vollen Ausmaß erfahren» werden. Die Teilnehmer mussten sich in einem Wettbewerb mit Projektarbeiten für das Camp qualifizieren.
Die Arktis werde in den kommenden Jahren am stärksten von der Klimaerwärmung betroffen sein, betonte Fuchs. «Das Meereis in der Arktis ist in den vergangenen Jahren deutlich schneller zurückgegangen, als dies von Klimamodellen vorausgesagt worden war», sagte Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Die Wissenschaftler wollen bei der Expedition Daten zum Wachsen und Schmelzen des dünnen, einjährigen Meereises sammeln - und mit diesen Erkenntnissen die heutigen Klimamodelle verbessern.
An der Nordwestküste Grönlands - der größten Insel der Erde - und der Nordostküste Kanadas will sich Fuchs der sogenannten Greely- Expedition widmen. Die Lady-Franklin-Bay-Expedition unter Oberleutnant Adolphus Washington Greely (1844-1935) sei eine der bedeutendsten der damaligen Zeit gewesen, sagte der Polarforscher. «Die Expedition Greelys kann aus heutiger Sicht als Grundlage der modernen Erkundung der Arktis und Antarktis angesehen werden.» Die Expedition werde vor allem im August und September spannend: «Weil das die Zeitspanne ist, in der das Eis am ehesten aufmacht. Wie sich die Eislage entwickelt, weiß man aber nicht.»
Das Schiff werde im Eis vor der Nordwestküste Grönlands überwintern, kündigte Fuchs an. «Es wird bis Ende Mai kommenden Jahres eingefroren sein.» Dabei sollen auch wissenschaftliche Daten erfasst werden. Die Kosten für die Expedition bezifferte Fuchs auf den sechsstelligen Bereich. An Bord haben höchstens zehn Menschen Platz. «Das Leben dort ist einfach und spartanisch - aber wir mögen das.» Fuchs unternimmt seit mehr als 30 Jahren Expeditionen. Er erreichte als erster Deutscher 1989 den Nordpol zu Fuß.