Auf Spurensuche nach den Großeltern
Seit seiner Eröffnung vor zehn Jahren, im August 2005, hat sich das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven zu einem der wichtigsten Forschungsorte für Migration in Deutschland entwickelt.
Sein Hauptthema ist die Auswanderung Deutscher in die USA in verschiedenen Epochen. „Anders als in klassischen Einwanderungsländern wie den USA, Kanada und Australien wird Mi gration in Deutschland noch nicht als Teil der Identität wahrgenommen“, sagt Simone Eick, die Direktorin des Erlebnismuseums, das 2007 als „Europäisches Museum des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Dabei wolle man Ängste in Neugierde umwandeln, so Eick.
Im Durchschnitt kommen 200.000 Besucher pro Jahr, davon fünf Prozent aus dem Ausland. Viele von ihnen begeben sich auf Spurensuche nach der eigenen Familie. So wie Edward Mazurkiewicz, der 1966 aus den USA nach Bremerhaven auswanderte und sich heute im Freundeskreis der Deutschen Auswandererhauses engagiert. Einer seiner Lieblingsräume im Museum ist der Nachbau einer Dritte-Klasse-Unterkunft des Schnelldampfers „Lahn“, der Ende des 19. Jahrhunderts europäische Auswanderer nach New York brachte. In der authentisch wirkenden Szene steht ein Mädchen mit seiner Mutter neben einfachen Stockbetten. „Das Mädchen erinnert mich an meine Großmutter“, sagt Mazurkiewicz mit amerikanischem Akzent. Sie war zehn Jahre alt, als sie 1892 mit ihrer Familie von Polen nach Amerika auswanderte.
Ob ihr Weg sie über Bremerhaven nach New York führte, weiß er nicht. Das versucht er aber im Raum für Familienrecherche herauszufinden. Denn dort kann man spezielle Datenbanken kostenlos abfragen. Im Gegensatz zu vielen vorherigen Besuchern bleibt Mazurkiewicz’ Recherche jedoch ergebnislos, was er mit einem kurzen „Schade“ kommentiert.
Doch nicht nur in Bremerhaven, auch in Hamburg gibt es inzwischen ein Auswande rermuseum – die 2007 eingeweihte „BallinStadt“. Beide Häuser sind eine spannende und lohnende Recherche- und Informationsquelle, wenn es um das Thema Migration geht. dpa/bre