Biike-Brennen als Erbe der Walfang-Ära

Wie hier in Rantum auf Sylt lodern am Freitagabend in Schleswig-Holstein zahlreiche Biike-Feuer, Foto: Timo Jann
Am Freitag lebt entlang der schleswig-holsteinischen Nordseeküste eine alte Tradition wieder auf: Das Biike-Brennen – wie seit Jahrhunderten immer am 21. Februar eines jeden Jahres. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden mit den Feuern die Walfangschiffe verabschiedet.
Biike ist friesisch und bedeutet hochdeutsch Bake oder Feuerzeichen. Seinen Ursprung hat das Biike-Brennen auf Sylt. Im 16. Jahrhundert wurde der Brauch dort erstmals erwähnt, es waren zunächst germanische Friedensfeuer, mit denen der Winter vertrieben wurde. Später, als die Männer der Insel auf Walfang gingen, verabschiedeten die zurückgelassenen Frauen die Schiffe mit den am Strand der Insel lodernden Bränden aus aufgeschichtetem Holz. Heute ist es vor allem ein für den Tourismus wichtiges Ereignis, das auch auf den anderen Inseln und auf dem Festland gefeiert wird.
Die Fähren zu den nordfriesischen Inseln sind dieser Tage rappelvoll, ebenso die Autozüge nach Sylt. Viele Abfahrten sind ausgebucht.
In zahlreichen Orten werden die Feuer am Abend gegen 18 Uhr entzündet. Einheimische und Gäste treffen sich traditionell vorher zum Fackel umzug im Dorf. Dann wird gemeinsam zum Biike-Platz marschiert. Am Holzhaufen angekommen, werden Reden auf hochdeutsch und friesisch gehalten, die sich meist politischen und sozialen Problemen widmen. Erst wenn der friesische Redner „Tjen di Biiki ön“ ruft, wird das Feuer offiziell entzündet. Dann werden die Fackeln auf den aufgeschichteten Haufen geworfen und wenig später lodern die Flammen. Tage vorher werden die Plätze bereits bewacht, um zu verhindern, dass die Feuer vorzeitig entfacht werden. Im Anschluss gibt es traditionell meistens deftigen Grünkohl zu essen.
Tags darauf, am 22. Februar, begehen die Sylter den Petritag, an dem die Kinder schulfrei haben. Früher wurden an diesem Feiertag Verträge geschlossen, Testamente verfasst und bestimmt, wann die Walfänger zur See fahren würden. Denn nach einem Beschluss der Hansestädte von 1403 sollte die Schifffahrt über den Winter bis zum Petritag ruhen. Die Christianisierung und preußische Gesetze sorgten dafür, dass die alte Tradition in Vergessenheit geriet, ehe im 19. Jahrhundert der Sylter Chronist Christian Peter Hansen die Biike wiederbelebte, um dem Verlust der Sylter Kultur und der friesischen Sprache durch den aufkeimenden Tourismus entgegenzuwirken. tja