Bund und Werften erwarten neue Aufträge
Die unter der Krise leidende maritime Wirtschaft kann nach Einschätzung der Bundesregierung schon bald mit mehr Aufträgen und privaten Investoren rechnen.
Das teilte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium und maritime Koordinator, Hans-Joachim Otto (FDP), am Freitag nach dem Berliner Krisengipfel zur Lage der Branche am Vortag mit Vertretern von Reedereien, Werften und Banken in Berlin mit.
Staatliche Finanzierungsprogramme seien zwar nicht vorgesehen. Als Investoren träten aber verstärkt etwa die Commerzbank oder die HSH Nordbank auf. Man habe sich auf eine Maßnahmen-Liste verständigt. Bund und Länder wollten zudem prüfen, staatliche Schiffbau-Aufträge vorzuziehen. Dabei komme auch die Lieferung deutscher Schiffe im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit in Betracht.
In zwei bis drei Jahren sei mit einem überproportionalen Umsatzzuwachs für die gesamte maritime Branche zu rechnen, wenn der Welthandel wieder zunehme. Werften-Vertreter hätten davon gesprochen, dass sich wieder einige Aufträge abzeichneten. Bei den Nordic-Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde sei mit einem Abschluss „in den nächsten Tagen" zu rechnen.
Am Mittwoch will Werften-Eigentümer Witali Jussufow erklären, ob ein Finanzierungskonzept für einen bereits bestellten russischen Großtanker vorliegt.
Das niedersächsische Wirtschaftsministerium hat Vereinbarungen über weitere Gespräche zur Lage der unter der Wirtschaftskrise leidenden Schiffsbranche begrüßt. Bei dem Berliner Krisengipfel sei mit Vertretern von Reedereien, Werften und Schiffsbanken sei beschlossen worden, dass es noch vor der parlamentarischen Sommerpause ein weiteres Treffen geben soll, so ein Sprecher in Hannover. Dabei werde es insbesondere um die Frage gehen, wie die Förderinstrumente für die Branche angepasst und optimiert werden könnten - etwa durch schnellere Prüfung von Kreditanträgen oder flexible Handhabung bestehender Möglichkeiten.
Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) betonte in Berlin die Bedeutung einer funktionieren-den Infrastruktur. In Zusammenhang mit den Hafenlasten forderte er vom Bund eine angemessene Unterstützung. Denn es handele sich beim Ausbau und Unterhalt der Seehäfen um eine nationale Aufgabe. So seien beispielsweise leistungsfähige Hinterlandanbindungen und gleiche Wettbewerbsbedingungen zwischen den Häfen entscheidend, um alle Chancen für Wachstum und Beschäftigung zu nutzen und den langfristigen Erfolg der deutschen Seehäfen zu garantieren. Gedaschko und Norman Zurke, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Unternehmensverbandes Hafen Hamburg (UVHH), hatten in Berlin auch Mitglieder des Arbeitskreises des CDU/CSU-Fraktion im Bundestag über die Forderungen der Hafenwirtschaft an die Bundespolitik informiert.
„Die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise hat die Branche der maritimen Wirtschaft überdurchschnittlich stark getroffen. Aufgrund sinkender Fracht- und Containerraten sowie historisch niedriger Bunkerkosten spüren die Häfen die Krise besonders stark. Die Häfen stehen vor großen Herausforderungen und müssen in die Lage versetzt werden, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und aus der Krise gestärkt hervorzugehen", sagte Eckhardt Rehberg, Beauftragter der CDU/CSU-Fraktion für die maritime Wirtschaft und Vorstandsmitglied im Arbeitskreis Küste der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Damit die Hafenwirtschaft wieder das Vorkrisenniveau des Jahres 2008 erreiche, sei ein abgestimmtes Vorgehen aller öffentlichen und privater Akteure notwendig.
Nach Angaben von Zurke überlagern die Folgen der Krise derzeit die Standortvorteile der deutschen Häfen, deren Stärken insbesondere in der hohen Qualität und dem Zeitvorteil bei Verkehren von und nach Mittel- und Osteuropa bestehen. Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen sei der Ausbau der Infrastruktur. Um Bedarfslücken in der Infrastruktur zu schließen, appellierte Zurke an die Hafen- und Verkehrspolitiker des Bundes, see- und landseitige Verbindungen wie die Y-Trasse auszubauen, Rahmenbedingungen wie Energiesteuern zu harmonisieren sowie Planungs-, Genehmigungs- und Umsetzungsdauer von Verkehrsprojekten wie Fahrrinnenanpassungen von Elbe und Weser zu reduzieren.