Cuxhavener Ärzte retten weltweit

Wird medizinische Hilfe an Bord eines Schiffes benötigt, stehen Cuxhavener Ärzte den Seeleuten weltweit zur Seite. Per Mail oder am Telefon geben sie rund um die Uhr Rat.

Das Arbeiten an Bord von Frachtschiffen hat seine Gefahren, immer wieder kommt es zu Unfällen oder Erkrankungen, bei denen medizinischer Rat gebraucht wird. Im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums und der BG Verkehr betreibt die Helios Klinik Cuxhaven den ärztlichen Notrufdienst Medico. 15 speziell geschulte Mediziner gehören neben ihrer normalen Klinik-Tätigkeit dem Telemedical Maritime Assistance Service (TMAS) an. Die funkärztliche Beratung, die täglich rund um die Uhr zur Verfügung steht, ist kostenfrei und steht allen Schiffen weltweit zur Verfügung, heißt es auf dem Internetportal der deutschen Flaggenstaatverwaltung.

Das von Chefarzt Manuel Burkert geleitete Team konnte im vergangenen Jahr mehr als 900 Mal Seeleute beraten. 2003 waren es noch 250 Fälle, „durch die zunehmende Digitalisierung wird die Hemmschwelle immer geringer, uns zu kontaktieren“, erklärt Burkert. Auch im Fall eines deutschen Kapitäns auf einem Frachtschiff im vergangenen Jahr konnte der TMAS helfen. Vor der Küste des Omans hatte ihn eine Welle gegen eine Stahlkonstruktion geschleudert. Er erlitt Brüche und schwerste Kopfverletzungen. Wäre dies an Land passiert, hätte man ihn ins künstliche Koma versetzt und ins nächste Krankenhaus gebracht. Auf den Weltmeeren müssen sich Seeleute dagegen mit ärztlicher Hilfe per Telefon oder Mail vorliebnehmen. Neben der medizinischen Beratung sei es bei lebensbedrohlichen Situationen vor allem wichtig, Ruhe in die Lage zu bringen. Der Mann habe so schnell wie möglich an Land gebracht werden müssen. Doch wegen der rauen See war das zunächst nicht möglich. Zwölf Stunden habe es gedauert, bis der verletzte Kapitän in einen Hafen gebracht werden konnte. Bis dahin telefonierte Burkert fast ununterbrochen mit der Crew, der Reederei und mehreren Seenotleitungen. Der Kapitän wurde im Oman im Krankenhaus behandelt und dann nach Hamburg geflogen.

Ralf Nagel, Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder, hat gute Erfahrungen mit der funkärztlichen Beratung gemacht. Natürlich verfügen Seeleute über eine medizinische Grundausbildung, aber im Notfall ist die Live-Unterstützung durch das Medico von unschätzbarem Wert, betont er. Es werde daran gearbeitet, dass die Ärzte demnächst auch einen Videostream von Bord empfangen können. Weltweit haben sich rund drei Dutzend Länder verpflichtet, einen telemedizinischen Dienst anzubieten. Der 1931 ins Leben gerufene Service in Cuxhaven war ursprünglich Schiffen mit deutscher Flagge vorbehalten. Mit der zunehmenden Ausflaggung der Seeschiffe steht er inzwischen allen Wasserfahrzeugen auf den Weltmeeren zur Verfügung – und das nicht nur Handelsschiffen, sondern auch Segelyachten. dpa/sva

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben