Deutscher Frachter gewaltsam befreit
Nachdem deutsche Frachter in letzter Zeit von Piratenangriffen weitgehend verschont geblieben waren, hatten somalische Seeräuber am Ostermontag das für die Komrowski-Reederei fahrende Containerschiff „Taipan" in ihrer Gewalt.
Das 2007 gebaute 925-TEU-Schiff war nach Angaben der EU-NavFor-Mission „Atalanta" am frühen Morgen rund 500 Seemeilen östlich der somalischen Küste geentert worden. Es befand sich auf dem Weg vom kenianischen Hafen Mobasa nach Dschibuti. Dort verkehrt es laut Reedereiangaben regelmäßig in einem Dienst für die israelische Reederei ZIM.
Die 13-köpfige Crew, zu der neben drei russischen und acht aus Sri Lanka stammenden Seeleuten auch zwei deutsche Besatzungsmitglieder gehören, machte den unter deutscher Flagge fahrenden Frachter durch einen Stopp aller Maschinen manövrierunfähig und schloss sich in einem Sicherheitsraum ein. Daraufhin alarmierte sie den multinationalen Marineverband per Funk. Dieser schickte umgehend die niederländische Fregatte „Tromp" zur gemeldeten Überfallstelle. „Die Leistungen unseres Kapitäns und der niederländischen Militärs waren wirklich fantastisch, und wir sind dafür sehr dankbar", freute sich gestern Komrowski-Geschäftsführer Roland F. Höger.
Zunächst versuchten die Soldaten mit den Piraten über eine Freilassung der „Taipan" zu verhandeln, um eine Eskalation der Situation zu verhindern und die Gesundheit der Besatzung nicht zu gefährden. Als sich jedoch herausstellte, dass die somalischen Angreifer das Schiff nicht freiwillig verlassen würden, startete die „Tromp"-Crew laut Atalanta eine „hochprofessionelle Operation zur Rückeroberung des Frachters". Detailliertere Angaben machte der Verband nicht. Nach Mitteilungen des niederländischen Verteidigungsministeriums kam es zu einem Schusswechsel, bei dem ein Marinesoldat verletzt wurde. Die Militärs konnten an Bord der „Taipan" gelangen und die Kontrolle über das Containerschiff erkämpfen. Zehn Piraten wurden festgenommen. Die Seeleute der „Taipan" wurden unverletzt befreit.
Das 140 Meter lange Schiff konnte daraufhin seine Reise nach Dschibuti fortsetzen. Wie Höger dem THB bestätigte, wird die „Taipan" zunächst auch weiterhin für ZIM vor Ostafrika fahren. Man mache sich aber Gedanken über die zukünftige Zusammenarbeit. „Wir können und wollen unsere Besatzung natürlich nicht ständig diesem Risiko aussetzen", so der Reederei-Geschäftsführer weiter. Eine Stationierung von bewaffnetem Sicherheitspersonal an Bord der in gefährdeten Regionen fahrenden Komrowski-Schiffe schloss er aber aus.