Deutscher Frachter "Susan K" entführt

Die "Susan K" fährt für die Reederei Nimmrich & Prahm. Foto: Nimmrich & Prahm
Die Bundesregierung wird in absehbarer Zeit keine Soldaten zum Schutz vor ostafrikanischen Piraten auf deutschen Frachtern stationieren.
„Ein System, in dem alle Schiffe unter deutscher Flagge, die durch das gefährdete Gebiet im Indischen Ozean fahren, durch bewaffnete Kräfte an Bord beschützt werden, ist praktisch nicht durchführbar“, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Thomas Kossendey, Ende vergangener Woche in Berlin. Die rechtlichen, logistischen und administrativen Probleme seien zu groß, so der CDU-Politiker. Außerdem würden dafür weit mehr Truppenteile benötigt, als zur Verfügung stehen.
Seit einigen Monaten laufen Gespräche zwischen deutschen Reedern und der Bundesregierung. Die Vertreter der maritimen Branche fordern mehr militärische Unterstützung gegen die ausufernde Piraterie und bringen immer wieder Lösungsvorschläge ein. So wurden unter anderem Land- und Seestationen auf hoher See angeregt, von denen Marinekommandos schnell und rechtlich unproblematisch zu Handelsschiffen gelangen könnten.
In Berlin herrscht die Auffassung vor, dass die nationalen Anstrengungen derzeit nicht ausgeweitet werden können. Neben den aktuell fehlenden materiellen Kapazitäten – unter anderem Marineschiffe, Soldaten und Ausrüstung – schlägt hier auch das große Sparprogramm im Verteidigungshaushalt zu Buche. Auf der internationalen Ebene fehlt nach Angaben von Kossendey außerdem der politische Wille, die EU-Anti-Piraterie-Mission Atalanta zu verstärken: „Ich wüsste ehrlich gesagt nicht, wo die große Masse an eingeforderten Truppenteilen und Schiffen herkommen soll.“ Die Partnerstaaten würden sich in dieser Frage „eher zurückhalten“. Auch die Bindung von Einheiten an den militärischen Einsatz vor Libyen spielt dabei wohl eine Rolle.
Trotz der hohen Zahl von Angriffen und Entführungen, trotz hoher Lösegeldzahlungen und steigender Versicherungsprämien scheuen sich nach wie vor einige Reeder vor der Stationierung bewaffneter Sicherheitsteams an Bord ihrer Schiffe. Sie fürchten eine Eskalation der Gewalt und dadurch noch größere Gefahr für ihre Seeleute. Laut Kossendey ist die Branche in dieser Frage „gespalten“.
Unterdessen wurde am Freitag erneut ein deutsches Schiff von Piraten entführt. Der 100 Meter lange Mehrzweckfrachter „Susan K“ war auf dem Weg von Mumbai nach Port Sudan, als eine mindestens zehnköpfige Seeräubergruppe das Schiff 200 Seemeilen nordöstlich von Salalah im Oman kaperte, teilte die Atalanta-Mission mit. Das Schiff gehört der Leeraner Reederei Nimmrich & Prahm, fährt derzeit aber unter der Flagge von Antigua & Barbuda in Charter für A.C. Ørssleff aus Dänemark. Beide Unternehmen wollten auf THB-Anfrage keine Stellungnahme zu der Entführung oder einer möglichen Lösegeldforderung abgeben.
Der Angriff ereignete sich nur 35 Seemeilen vor der Küste im Arabischen Meer. Laut der Atalanta-Mitteilung befinden sich vier Ukrainer und sechs von den Philippinen stammende Männer, aber keine deutschen Seeleute an Bord. Über den Gesundheitszustand der Besatzung war zunächst nichts
bekannt.