Eigentümer helfen mit 330 Millionen Euro
Die finanziell angeschlagene Containerreederei Hapag-Lloyd erhält von einigen ihrer Eigentümer kurzfristig Geldmittel von rund 330 Millionen Euro. Das ist das Ergebnis zweitägiger Verhandlungen. Der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne, die Warburg-Bank und die Versicherung Hanse-Merkur beteiligen sich allerdings nicht an der Rettungsaktion, teilten der größten Einzeleigner TUI und des Konsortiums «Albert Ballin» am Dienstagabend mit. Somit muss die TUI mit 215 Millionen Euro die Hauptlast tragen.
Die Reederei ist von der schweren Krise in der Containerschifffahrt mit voller Wucht getroffen worden. Konzernchef Michael Behrendt hatte den Kapitalbedarf im schlimmsten Fall auf 1,75 Milliarden Euro beziffert. Somit handelt es sich bei der Geldspritze zunächst lediglich um eine kurzfristige Liquiditätshilfe, damit Hapag-Lloyd zum Beispiel überhaupt die laufenden Betriebskosten der Schiffe bezahlen kann.
Die Stadt Hamburg ist bei den frischen Kapitalmitteln über ihre Beteiligungsgesellschaft mit rund 76 Millionen Euro dabei, Signal Iduna mit 23 Millionen Euro und die HSH Nordbank gibt einen Kredit über 15 Millionen Euro. Zudem soll die Stadt Anfang 2011 nochmals knapp 25 Millionen Euro an die TUI zahlen, soweit diese nicht bis dahin «anderweitig in dieser Höhe entlastet» wird. Die Gesellschafter hoffen, dass bis dahin der Welthandel wieder an Fahrt aufnimmt.
Hapag-Lloyd soll als Gegenleistung eine 25-Prozent-Beteiligung am Containerterminal Altenwerder im Hamburger Hafen an die Geldgeber abtreten. «Geplant ist, dass Hapag-Lloyd die Beteiligung zurück erwerben kann, sobald die wirtschaftliche Entwicklung dies zulässt», heißt es in der Erklärung der TUI und des Konsortiums.
Noch nicht unter Dach und Fach ist aber ein Bündel aus langfristigen Kapital- und Finanzierungsmaßnahmen, das der Reederei durch die Krise helfen soll. Dabei geht es um zusätzliches Kapital von den Gesellschaftern sowie staatliche Bürgschaften, um Kredite zu bekommen. Die Unternehmensberatung Roland Berger prüft gegenwärtig die Konzepte.
Bislang hat Hapag-Lloyd einen Investitions- und Einstellungsstopp verkündet sowie ein Sparprogramm aufgelegt, das rund 400 Millionen Euro einsparen soll. Der Finanzbedarf der Reederei hängt allerdings stark vom Verlauf der Krise und der Entwicklung des Welthandels ab.
Die fünftgrößte Containerreederei der Welt ist in Schwierigkeiten geraten und schreibt hohe Verluste. Sie gilt aber als gut geführtes und effizientes Unternehmen, das nach der Krise wieder erfolgreich arbeiten kann. Die Gesellschafter haben mehrfach betont, sie hätten an der Zukunftsfähigkeit von Hapag-Lloyd keine Zweifel. Besonders Kühne hatte jedoch durchgreifendere Sparmaßnahmen im Unternehmen gefordert.