Einzigartiges Forschungsschiff

Wesentliche Erkenntnisse für die Klimaforschung versprechen sich Wissenschaftler von einem neuen Forschungseisbrecher, der von 2014 an ganzjährig in den Polarregionen operieren soll. Die «Aurora Borealis» werde Einblicke in bislang unerforschte Bereiche der Polarregionen ermöglichen, hieß es am Mittwoch in Berlin bei der Präsentation des technischen Konzeptes.
Das rund 650 Millionen Euro teure Projekt wird das erste multinationale Forschungsschiff sein, an dem 15 Institute aus zehn europäischen Nationen beteiligt sind. Federführend für das Vorhaben ist das Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI).
 
Die 199 Meter lange und 49 Meter breite «Aurora Borealis» wird auch das erste Forschungsschiff sein, das sich während der Wintermonate in den eisbedeckten Polarmeeren aufhalten kann. Zugleich werde dass Schiff multifunktional einsetzbar sein. «Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Klimaforschung auf», sagte der Leiter der internationalen Arbeitsgruppe für das Schiff, der frühere AWI-Direktor Jörn Thiede.
 
Bislang gibt es laut Thiede nur wenige Informationen über das Geschehen während der Wintermonate, weil die Meeresgebiete in dieser Zeit für Forschungsschiffe nicht oder nur mit erheblichem Aufwand zu erreichen seien. Dieses Wissen sei aber entscheidend für die Klimaforschung, weil Arktis und Antarktis entscheidenden Einfluss auf das Klimageschehen hätten.
 
Buchstäblich herausragendes Merkmal der «Aurora Borealis» wird ein Bohrturm sein, der mit einem industriellen Drill-System ausgestattet werden soll. Mit Hilfe dieser Anlage werde es erstmals möglich, im großen Stil die Erdschichten unter den Polarmeeren zu erkunden.
 
Die Erdschichten unter den Polarmeeren gehören zu den letzten weißen Flecken auf der Forschungslandkarte. Vor knapp vier Jahren war es zum ersten und bisher einzigen Mal gelungen, eine Bohrung im Bereich der zentralen Arktis abzuteufen. Aus dem 400 Meter langen Sedimentkern zogen die Wissenschaftler seinerzeit erste Informationen über 45 Millionen Jahre Klimageschichte der Erde.
 
Für die zwölf Millionen Euro teure Expedition war 2004 der Einsatz von drei Eisbrechern erforderlich. Das von dem Hamburger Schiffkonstruktionsbüro Wärtsila Ship Design entwickelte technische Konzept für den neuen Forschungseisbrecher sieht dagegen vor, dass die «Aurora Borealis» derartige Aufgaben alleine bewältigen kann.
 
Mit einer Gesamtleistung von 90 000 Kilowatt soll sich das Schiff durch Eisformationen kämpfen können, die bislang nur für die schweren russischen Atomeisbrecher als passierbar galten. Ein spezielles Positionierungssystem soll die «Aurora Borealis» auch bei schwerem Eisgang exakt auf einer Stelle halten und damit auch Bohrarbeiten während der Wintermonate ermöglichen.
 
Das jetzt vorgelegte technische Konzept ist den Angaben zufolge so detailliert, dass es als Basis für eine Bauausschreibung dienen kann. Vor der endgültigen Entscheidung über den Bau müssten jedoch unter anderem noch Konzepte für den künftigen internationalen Gemeinschaftsbetrieb sowie für die Finanzierung entwickelt werden.
 
Deutschland ist Initiator des Projektes und federführend für die Vorbereitung. Ihr Interesse an einer Beteiligung haben unter anderem Belgien, Bulgarien, Frankreich, Finnland. Italien, die Niederlande, Norwegen, Rumänien und Russland angemeldet.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben