Emsstaus genehmigt

Die Papenburger Meyer Werft darf künftig auch im Sommer neue Kreuzfahrtschiffe von der Ems an die Nordsee überführen. Das umstrittene Aufstauen des Flusses ist für zwei Schiffe in diesem Juni und im Juli 2011 unter Auflagen genehmigt. Das teilte der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) am Dienstag in Oldenburg mit. Es gebe nur geringe Beeinträchtigungen in zwei Vogelschutzgebieten, sagte der Leiter des Genehmigungsverfahrens, Franz-Josef Sickelmann. Auch der von Naturschützern befürchtete Sauerstoffmangel des Flusses sei keine Gefahr.

«Das Wohl und Wehe in der Region wird von der Meyer Werft bestimmt», sagte Sickelmann. Daher gebe es ein zwingendes öffentliches Interesse an der Sicherung der Arbeitsplätze. Ein Sprecher der Werft begrüßte die Entscheidung. «Jetzt können wir unsere Schiffe auch im Sommer pünktlich abliefern. Das eröffnet auch Optionen für die Zukunft.»

Bislang durfte die Ems im Sommer über das Sperrwerk bei Gandersum nur zwölf Stunden bis auf 1,75 Meter über Normalnull aufgestaut werden. Künftig sind 2,20 Meter für 25 Stunden möglich. Für Ausgleichsmaßnahmen zum Schutz bedrohter Vögel auf den Überschwemmungsflächen zahlt das Land 500 000 Euro.

Die Umweltstiftung WWF sprach von einem Verstoß gegen europäische Vogelschutz-Bestimmungen. «Wir werden jedes juristische Mittel prüfen und notfalls gegen den Beschluss klagen», sagte Beatrice Claus vom WWF. Außerdem sei im Sommer mit großen Sauerstoffproblemen an der Ems zu rechnen. «Das Land ist in der Pflicht, alles zu unternehmen, um die Gewässergüte zu verbessern. Sommerstaus werden das Problem aber verschlechtern.»

Als zweitbeste Lösung neben einem Umzug der Werft an die Küste hält der WWF an der Alternative eines Parallel-Kanals neben der Ems fest. «Dann könnte der Fluss renaturiert und das Schlickproblem gelöst werden», sagte Claus. Das Kanal-Projekt kommt jedoch derzeit nicht in Fahrt. Die Entscheidung über eine Machbarkeitsstudie hat der Landkreis Emsland kürzlich vertagt.

   Auch für die Grünen im Niedersächsischen Landtag sind die genehmigten Sommerstaus eine «gravierende Verletzung von EU-Umweltbestimmungen». Sie forderten eine Überprüfung durch die EU-Kommission. «Das ganze Verfahren war von Anfang an eine Farce», kritisierte der naturschutzpolitische Sprecher, Christian Meyer, in Hannover. Es gebe Erkenntnisse zum Sauerstoffmangel, die den Behördenangaben widersprächen. Meyer sieht noch ein weiteres Problem.
Die rätselhaften Dioxinfunde am Emsufer vom vergangenen Jahr. Allein wegen der ungeklärten Ursache über das Gift dürfe es keinen Sommerstau geben.




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