Entführung 1200 Seemeilen vor Somalia

Somalische Piraten haben sich so weit wie nie zuvor nach Osten vorgewagt und dabei im Indischen Ozean drei thailändische Fischtrawler mit insgesamt 77 Mann an Bord gekapert.

Die Atalanta-Mission der EU-Marinestreitmacht Navfor teilte gestern auf ihrer Internetseite mit, die Seeräuber hätten die drei Schiffe am Sonntag fast 1200 Seemeilen östlich von Somalia in ihre Gewalt gebracht. Es sei die am weitesten östlich erfolgte Kaperung seit Beginn der Atalanta-Mission gewesen - rund 600 Seemeilen entfernt vom Einsatzgebiet, hieß es in einer Erklärung.

Der Besatzung gehe es gut, und die Piraten seien mit den gekaperten Schiffen in Richtung Somalia unterwegs. Die «Prantalay 11», die «Prantalay 12» und «Prantalay 14» gehörten einer in Thailand ansässigen Firma.

Im Indischen Ozean vor der afrikanischen Küste und im Golf von Aden haben Seeräuber in den vergangenen Jahren Dutzende von Handelsschiffen in ihre Gewalt gebracht. In der Regel kommen die Schiffe nach Zahlung eines Lösegelds wieder frei. Um der internationalen Anti-Piraten-Armada zu entgehen, verlagern die Piraten ihre Angriffe in zunehmend weiter von Somalia entfernte Gewässer.

Unterdessen plant eine Gruppe somalischer Piraten laut einem Bericht der arabischen Zeitung «Al-Sharq Al-Awsat» eine Imagekampagne, um etwas gegen ihren schlechten Ruf zu tun. Ein Pirat sagte der Zeitung in einem Telefoninterview, in der Hafenstadt Eyl werde demnächst eine Versammlung der Seeräuber stattfinden. Dabei wolle man über Methoden der Imageförderung sprechen. «Die ganze Welt stellt uns als Terroristen und Bande von Verbrechern dar, aber das ist falsch, wir vertreten eine gerechte Sache», sagte der Seeräuber. Ob es sich dabei um eine glaubhafte Äußerung eines Piraten oder um eine erfundene Geschichte handelt, war zunächst nicht klar.

Somalische Piraten haben mehrfach erklärt, ihre Angriffe auf Handelsschiffe seien eine Reaktion auf die Überfischung ihrer Küstengewässer durch ausländische Fischfangflotten und die Geschäfte einer westlichen Müll-Mafia, die in dem Seegebiet wiederholt Sondermüll abgeladen habe.

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