E.ON warnt vor Windkraft-Baustopp

Der Energiekonzern E.ON warnt wegen fehlender Stromnetz-Anschlüsse vor einem Baustopp für Offshore-Windkraftanlagen ab 2015. "Die Situation ist katastrophal", sagte Mike Winkel, Chef der Sparte "Climate & Renewables", der "Berliner Zeitung" (Dienstag). Der erste große deutsche Offshore-Windpark von E.ON, "Amrumbank West", werde vom zuständigen Stromnetzbetreiber TenneT nach derzeitigen Stand erst in drei Jahren mit rund 15 Monaten Verspätung angeschlossen.


Nach Abschluss der laufenden Projekte befürchtet E.ON, dass Offshore-Windkraft in Deutschland vollständig zum Erliegen kommt. "Für die Zeit nach 2015 bin ich pessimistisch, wenn sich nichts ändert", sagte Winkel. "Niemand wird weiter investieren, wenn der Netzanschluss so unsicher ist wie derzeit." Auch RWE sorgt sich angesichts der Probleme bei Tennet um seine Projekte auf See. Das niederländische Unternehmen hatte vor rund zwei Jahren das 10.700 Kilometer lange Höchstspannungsnetz von Eon übernommen und ist für den Anschluss der Windparks in der Nordsee zuständig.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) hat gerade eine Arbeits-gemeinschaft "Beschleunigung der Netzanbindung" eingesetzt, die das große Problem lösen soll, dass startbereite See-Windparks wegen fehlender Anschlüsse keinen Strom liefern können und dadurch Investoren für weitere Projekte verschreckt werden. Dabei geht es auch um Haftungsfragen bei Verzögerungen. Etwa dass ein Netzbetreiber bei Ausfall oder Verzögerung der Offshore-Anbindung nur begrenzt haften muss, um mehr Anreize für Investitionen zu schaffen.

Der Netzbetreiber Tennet hatte gewarnt, der rasche Netzanschluss scheitere derzeit "an fehlenden finanziellen, personellen und materiellen Ressourcen aller Beteiligten". Die Fristen einer Errichtung des Anschlusses binnen 30 Monaten ab Erteilung der Zusage seien in der Praxis nicht einzuhalten. Realistischer seien 50 Monate.

Bis 2030 sollen eigentlich Windparks in Nord- und Ostsee mit einer Leistung von 25.000 Megawatt entstehen und so rund 15 Prozent des Strombedarfs in Deutschland decken. Doch die Anbindung der Windmühlen mit Seekabeln ist kompliziert, teuer und Neuland. Bisher sind 28 Projekte mit mehr als 2000 Einzelanlagen genehmigt worden. Aber in Betrieb sind erst die Windparks Bard 1 (Nordsee) und Baltic 1 (Ostsee) sowie das Testfeld Alpha Ventus vor Borkum. Offshore-Wind wird als wichtiger Baustein der Energiewende gesehen, da viel Wind eine oft höhere Stromproduktion als an Land garantiert.

Nach Amrumbank hat E.ON eigentlich zwei weitere Großprojekte in Planung, Delta Nordsee und Arkonabecken in der Ostsee. "Wir untersuchen gerade den Meeresboden, um dann zu entscheiden, was wir nach Amrumbank machen", sagte Eon-Manager Winkel. "Aber angesichts des unsicheren Netzanschlusses können wir derzeit keine Investitionsentscheidung treffen." Die Netzbetreiber hätten sich selbst über- und die Probleme unterschätzt. Zudem hätten sie nicht ausreichend finanzielle Anreize.

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