Erfolgsgeschichte in Stralsund

Durchgearbeitete Nächte, ein Schwarmfischbecken ohne Tiere und hohe Baukosten, die eine zusätzliche Finanzspritze erforderten: Vor zehn Jahren stolperte das Ozeaneum in Stralsund in seine Eröffnung.

Während am 11. Juli 2008 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ihr Grußwort hielt, waren Bauarbeiter und Aquarianer in den Ausstellungen noch schwer beschäftigt. Den Direktor des Deutschen Meeresmuseums, Harald Benke, so erinnert er sich, interessierte damals nur eine Frage: „Können wir in Zukunft wirklich so viele Besucher interessieren, dass sich das Ozeaneum wirtschaftlich trägt?“

Schließlich hatten die öffentlichen Zuwendungsgeber von Bund, Land und Stadt die Übernahme der rund 60 Millionen Euro Baukosten unter eine Bedingung gesetzt: Das Ozeaneum müsste seine Betriebskosten über die Einnahmen selbst refinanzieren. Wirtschaftlichkeitsberechnungen sahen ein absolutes Besucherminimum von 500.000 Gästen pro Jahr, mit Reinvestitionspolster von 550.000 Gästen vor. Es folgte eine Erfolgsgeschichte: Die 550.000-Marke wurde lediglich in drei Jahren unterschritten, die 500.000-Grenze hingegen in keinem einzigen. Und seit 2012 zeigen die Besucherzahlen ohnehin wieder nach oben. So kamen mittlerweile insgesamt rund 6,2 Millionen Menschen in die Ausstellungen und Großaquarien des Ozeaneums, um dort in das Universum „Meer“ einzutauchen.

Das Ausstellungszentrum wurde mit der Eröffnung zum Flaggschiff der Museumslandschaft in Mecklenburg-Vorpommern und profitierte dabei von seiner Nähe zu den Urlauberhochburgen auf der Insel Rügen. Den Grund für den Besucheransturm sehen die Museumsmacher in der ständigen Weiterentwicklung des Standortes. Seit 2014 richtet das Ozeaneum seinen Fokus jedes Jahr auf ein bestimmtes Thema, etwa Plastikmüll, die Tiefsee oder Kraken. Im Jahr 2010 wurde die Einrichtung außerdem zu „Europas Museum des Jahres“ gekürt.

Doch der Erfolg des Ozeaneums hatte auch seine Schattenseiten. In Konkurrenz zum Stammhaus, dem Meeresmuseum, brachen dort die Besucherzahlen auf rund 200.000 Gäste pro Jahr ein. Nun soll das Meeresmuseum vom kommenden Jahr an umfassend rekonstruiert werden. Mit der Ausstellung über die Warmwassermeere werde es sich klar von der Ausstellung des Ozeaneums abgrenzen, das sich den Kaltwassermeeren widmet. Land und Bund finanzieren die Umgestaltung mit 30 Millionen Euro.

Dass dann ein Sogeffekt zulasten des Ozeaneums eintreten könnte, sei der Stiftung bewusst, sagt Direktor Benke. „Wir hoffen deshalb, dass es zum 1. Januar 2019 zur Fusion beider Häuser kommt.“ Mit einer Fusion von Meeresmuseum und Ozeaneum würden Besucherzahlen zusammengerechnet. Doch Benke betont: Die öffentlichen Zuwendungen – das hätten die Zuwendungsgeber bereits signalisiert – würden im Zusammenhang mit der Fusion nicht steigen.

Andreas Tanschus, Kaufmännischer Direktor, erläuterte, dass die Ozeaneum Stralsund GmbH per Asset Deal in die Stiftung Deutsches Meeresmuseum integriert werden soll. Die Akteure erhoffen sich Synergien, wie den Wegfall von internen Aufwendungen bei der Verrechnung zwischen den Häusern. „Wir mussten da in der Vergangenheit sehr penibel sein und nachweisen, dass es keine Quersubventionierung gibt.“ Statt zwei Jahresabschlüssen werde es künftig nur einen geben. Die Einsparungen sollen den Mitarbeitern zugutekommen. Die Mitarbeiter des Ozeaneums würden künftig wie ihre Kollegen im Meeresmuseum nach Tarif des öffentlichen Diensts bezahlt. Alle Planstellen – 60 im Ozeaneum, 55 im Meeresmuseum – sollen erhalten bleiben.

Im Ozeaneum stehen indes weitere Veränderungen an: Nach Umgestaltung des Schwarmfischbeckens soll die Ausstellung stärker auf das Thema Tiefsee ausgerichtet werden. „Die Tiefsee ist noch immer weniger erforscht als der Mond“, sagte Benke. In einem ersten Schritt ziehen Glasmodelle von Juwelenkalmaren in die Ausstellung. Mit dem neuen Schwerpunkt will sich das Ozeaneum dann weiter vom Meeresmuseum abgrenzen. lmv/ger

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