Ergreifende Schicksale in Bremerhaven

Durch lebensecht wirkende Dioramen erfährt der Besucher Näheres über Auswandererschicksale, Foto: Auswandererhaus
Das Deutsche Auswandererhaus hat sich in den zehn Jahren seit seiner Eröffnung im August 2005 nicht nur zu einem der wichtigsten Wissensorte über Migration in Deutschland entwickelt. Es war auch eine Initialzündung für den Wandel der alten Industriestadt Bremerhaven nach Jahren des Niedergangs.
„Das Deutsche Auswandererhaus war 2005 eine der ersten großen Attraktionen in den neuen ‚Havenwelten‘ und hat sich seitdem gut entwickelt“, sagt der Bremerhavener Tourismuschef Raymond Kiesbye. „Es steht für Themen, die seit 170 Jahren nichts an Aktualität verloren haben: Ein- und Auswanderung.“ Touristisch verschaffe das Haus der Stadt ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Heute bildet es mit dem Klimahaus, dem Deutschen Schifffahrtsmuseum, dem Zoo am Meer, mit Hafen und Weserufer einen überregionalen Anziehungspunkt.
Von den durchschnittlich etwa 200 000 Besuchern pro Jahr kommen etwa fünf Prozent aus dem Ausland, vor allen aus den USA, der Schweiz und Frankreich. Das Haus punktet nicht nur mit seinem Erlebnischarakter beim Gang durch täuschend echte Szenen wie das Innere der Auswandererschiffe oder die Wartehalle von Ellis Island in New York. Nachfahren von Auswanderern können im umfangreichen Archiv Nachforschungen zu ihren Verwandten anstellen. Mancher Besucher stoße eher zufällig auf ausgewanderte Vorfahren. „Dann wird es immer sehr emotional“, sagt Direktorin Simone Eick. „Das sind wunderschöne Momente.“
Besucher reagieren nach Eicks Erfahrung sehr unterschiedlich. Berührt von dem Thema und der für Deutschland ungewöhnlichen Ausstellung seien aber viele Menschen. „Das Wort, das am häufigsten fällt, ist
‚
Gänsehaut
‘
.“ Im Auswandererhaus kann jeder Besucher die Geschichte eines echten Auswanderers nachverfolgen. Ihm wird mit der Eintrittskarte quasi eine Biografie zugeordnet.
Seit 2012 geht es nicht mehr nur um die Millionen Menschen, die Deutschland in Richtung USA oder Kanada, Argentinien oder Australien auf der Suche nach einem besseren Leben verließen. In seinem Erweiterungsbau zeigt das Auswandererhaus, wie es ihnen als Einwanderer erging, zu denen sie wurden, sobald sie ihr Ziel erreichten. Der Blick öffnet sich damit auch für das Schicksal der Menschen. lni/pk