Erste Übernahmeangebote

Die ersten ehemaligen Mitarbeiter der insolventen Wadan-Werften haben am Donnerstag ein Übernahme-Angebot des Nachfolgeunternehmens Nordic Yards erhalten.

59 Ex-Beschäftigte des drittgrößten deutschen Schiffbauers hätten bis zum Montag Zeit, sich für einen Wechsel aus den Transfergesellschaften in die vom russischen Investoren Witalij Jussufow gekauften Werften zu entscheiden, sagte Transferchef Oliver Fieber gestern. Details zu den Vertragsbedingungen nannte Fieber nicht. Er rechne damit, dass in der kommenden Woche 300 weitere Kollegen ein Angebot bekommen werden.

Mit Kundgebungen an den Werftstandorten Wismar und Warnemünde wollen die Schiffbauer heute für eine bessere Bezahlung bei den Nordic-Werften demonstrieren. Der Betriebsrat erwartet vom neuen Eigentümer Witalij Jussufow eine «deutliche Bewegung», wie Arbeitnehmervertreter Harald Ruschel gestern sagte. «Das erste Angebot ließ uns die Wahl zwischen Sklaverei und Fronarbeit.» Die Belegschaft fordere weiter das Festhalten am Flächentarifvertrag. Über zeitlich befristete Einbußen lasse sich aber diskutieren. Rund 500 Kollegen wollten an einer um 8.00 Uhr beginnenden Mitgliederversammlung der IG Metall vor dem Warnemünder Werfttor teilnehmen. Auch in Wismar soll eine Kundgebung stattfinden.

Nach Angaben der IG Metall sollen die ehemaligen Beschäftigten der seit Juni insolventen Wadan-Werften, die bei Nordic zwei Schiffe fertigbauen, auf ein Viertel ihres bisherigen Gehalts verzichten.

Zudem seien eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit, eine Verkürzung des Jahresurlaubs und eine Lockerung des Kündigungsschutzes verlangt worden. Erste Verhandlungen mit Anwälten Jussufows waren am Dienstag in Hamburg ergebnislos abgebrochen worden.

«Nun gibt es erste Signale, dass der Eigentümer wieder gesprächsbereit ist», sagte Ruschel. Vorschläge, während des Weiterbaus zweier Großfähren für die schwedische Stena-Reederei begrenzte Einschnitte bei Lohn, Arbeits- und Urlaubszeit vorzunehmen, seien denkbar - «aber nur auf der klaren Basis des Flächentarifvertrags». Laut Ruschel wurde dieser Kompromiss den Jussufow-Vertretern bereits Anfang der Woche angeboten. «Es gab aber bisher keine Bewegung auf der anderen Seite.»

Eine Sprecherin des russischen Investors hatte am Mittwoch gesagt, Jussufow sei bereit, trotz Sparzwängen infolge der Insolvenz auf eine pauschale Aufkündigung des Flächentarifvertrags zu verzichten. Der Bevollmächtigte der IG Metall in Rostock, Rüdiger Klein, nannte dies ermutigend. «Solange wir den neuen Tarifvertrag nicht schwarz auf weiß vor der Nase haben, gibt es aber überhaupt keinen Grund zur Entwarnung.» Die Information der Mitarbeiter an den beiden Standorten der drittgrößten deutschen Werften über Details der Verhandlungen mit Nordic Yards werde zeigen, wie sich die Stimmungslage entwickelt.

Die Nordic-Spitze ging dagegen davon aus, noch in dieser Woche die ersten Verträge an die Transfergesellschaften für bis 800 Mitarbeiter verschicken zu können. Derweil stellte Jussufow am Mittwoch am Rande einer Schiffbau-Messe in St. Petersburg eine Beteiligung der Werften an Ausschreibungen für Schiffe des russischen Gasmonopolisten Gazprom in Aussicht. Auch die Gründung eines Joint Ventures über eine Kapitalbeteiligung oder gemeinsame Produktion sei denkbar.

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