Fischer kritisieren Pacht-Vorschlag von Backhaus

Die Küstenfischer in Mecklenburg- Vorpommern haben den Vorschlag von Agrarminister Till Backhaus (SPD), zur Sicherung der Fischbestände die Fangquote für Ostseefisch durch Pachtgebühren zu ersetzen, scharf kritisiert. Dieser Vorschlag sei «völliger Blödsinn», sagte der Chef der Fischereigenossenschaft Freest, Michael Schütt, am Dienstag der dpa. Nach dem Backhaus- Vorschlag sollen - ähnlich der Binnenfischerei - auch Seegebiete an Fischer verpachtet und mit dem Erlös die künstliche Nachzucht der Fische finanziert werden.

«Woher weiß der Ostseefisch, dass er in die Pachtgewässer schwimmen soll», fragte Schütt. Zudem könne das Land Pachtgebühren nur im Bereich der Drei-Seemeilen-Zone erheben. Die Pacht sei eine zusätzliche Einnahmequelle für das Land, aber keine Hilfe für die Küstenfischer, kritisierte er den Vorschlag. Außerdem könne eine Landesregelung nie die EU-Quotenregelung außer Kraft setzen. «Eine Pacht wäre lediglich eine zusätzliche Belastung für uns.»

Die Freester Fischer wie auch die Kollegen in Greifswald-Wieck haben die Heringsfischerei inzwischen komplett eingestellt. Noch nie sei die Quote so früh abgefischt worden wie in diesem Jahr, sagte Schütt. Hintergrund ist die Kürzung der Heringsquote für die landesweit rund 400 Küstenfischer um bis zu 39 Prozent. Wie Schütt weiter sagte, liegen die meisten Kutter nun im Hafen, da für den Dorsch der westlichen Ostsee bis Ende April ein Fangverbot gelte. Nur die drei 17-Meter-Kutter würden derzeit östlich von Bornholm auf Fang nach dem östlichen Dorschbestand gehen.

Auch der Chef der Fischereigenossenschaft in Greifswald-Wieck, Ingo Ohlert, kritisierte den Backhaus-Vorschlag. Wenn der Heringsbestand - wie Wissenschaftler entgegen der Meinung der Fischer annehmen - schrumpft, könne auch die Einführung einer Pacht dieses Problem nicht lösen. Im Gegensatz zur Schleppnetzfischerei sei die von den landesweit 400 Küstenfischern betriebene Stellnetzfischerei die nachhaltigste und schonendste Form der Fischerei. Statt sie zu erhalten, werde sie systematisch zerstört. «Für uns ist es fünf nach zwölf», sagte Ohlert. Er warf Backhaus mangelndes Engagement vor.

Weder der Minister noch die Fischereibiologen hätten sich in den vergangenen zwei Jahren bei den Jahrestagungen der Küstenfischer sehen lassen, sagte er.

Der Fresster Fischereichef Schütt forderte den Agrarminister auf, die Küstenfischer im Land zu unterstützen und deren Interessen auch stärker bei der EU durchzusetzen. Der Hering mache rund 75 Prozent der Gesamtfangmenge und mehr als ein Viertel des Umsatzes in der Fischereigenossenschaft aus. Innerhalb der vergangenen Jahre sei die Quote um 50 Prozent gekürzt worden. Angesichts des immer noch reichlich im Greifswalder Boddens vorhandenen Herings gebe es keinen ersichtlichen Grund die Quote weiter zu reduzieren.

Teilen
Drucken

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Kundenservice

Sie haben Fragen? Kontaktieren Sie uns gerne.

Nach oben