Forschung an Bord

Es wird gefräst und gehämmert auf der «Friedrich Wolf», einem ehemaligen Fahrgastschiff der Weißen Flotte Berlin. Im Juni 1962 waren damit 13 Menschen unter Beschuss der Ostberliner Polizei in den Westteil Berlins geflüchtet, nachdem sie den Kapitän überwältigt hatten. «Wir haben das aber erst erfahren, als wir das Schiff schon gekauft hatten», erklärt Guido Dehnhardt, Leiter der Meeresforschungseinrichtung Marine-Science-Center, den historischen Kontext des derzeit im Umbau befindlichen Forschungsschiffes.

Heute tummeln sich Filou, Luca, Marko und ihre sechs Artgenossen in dem 60 mal 30 Meter großen und fünf Meter tiefen Freiwasser-Labor im Yachthafen Hohe Düne vor den Toren Rostocks. Seit Juni gewöhnen sich die Robben in dem einstigen Fluchtschiff an die Freiheit in ihrem neuen Lebensraum, der Ostsee.
Ihr vorheriges Zuhause war der Kölner Zoo.

Das Freiwasser-Labor, an dessen Rand das Schiff integriert ist, ist nach Dehnhardts Angaben die größte Anlage für Seehundforschung weltweit. Im Marine-Science-Center soll die ganzheitliche Sinneswahrnehmung von Meeressäugern weiter erforscht werden.

Vom Sonnendeck des ehemaligen Fahrgastschiffes aus können die Besucher künftig den wissenschaftlichen Experimenten zuschauen und unmittelbar an den möglichen Erkenntnissen der Wissenschaftler teilhaben. Vom Besucherverkehr erhofft sich der Chef des Forschungszentrums finanzielle Unabhängigkeit, um seine Mitarbeiter auch langfristig beschäftigen zu können.

Das an das Institut für Biowissenschaften Rostock angegliederte Robbenforschungszentrum wird derzeit von der Volkswagenstiftung mit
1,5 Millionen Euro gefördert. Weitere Mittel für verschiedene Forschungsprojekte stellte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zur Verfügung. Dehnhardt beschäftigt sich seit rund fünfzehn Jahren mit den Orientierungsmechanismen im Meer lebender Säuger. Seine Arbeitsgruppe gilt als weltweit führend auf diesem Gebiet.

Eröffnet werden soll das Forschungs- und Besucherschiff um die Jahreswende, wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind und die Eingewöhnungszeit der neun Robben positiv verlaufen ist.

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