Frachter rammt Brücke: Juristen streiten über Zuständigkeit

Neun Monate nach dem Zusammenstoß eines Frachters mit einer Eisenbahnbrücke über die Ems in Ostfriesland ist die Schuldfrage weiter ungelöst. Die Staatsanwaltschaft Aurich hatte im August nach langwierigen Ermittlungen Strafbefehle gegen den 53 Jahre alten Kapitän und einen 57 Jahre alten Lotsen beantragt.

Das Amtsgericht Leer lehnte dies jedoch ab. Dieses Gericht sei aber nicht zuständig, entschied jetzt das Landgericht Aurich und hob den Beschluss der Richter in Leer auf. Nun werde geprüft, ob das Schifffahrtsgericht in Emden zuständig sei, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Dienstag.

Der Frachter "Emsmoon" hatte am 3. Dezember die Klappbrücke gerammt und damit einen Millionenschaden verursacht. Ursache war nach Ansicht des Amtsgerichts eine Kommunikationspanne zwischen der Besatzung des Frachters und dem Brückenpersonal. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen Kapitän und Lotsen ermittelt und dafür Aufzeichnungen eines Sprachrecorders auswerten lassen.

Seit dem Unfall ist der Bahnverkehr über die Brücke unterbrochen. Über das 335 Meter lange Bauwerk verläuft die Regionalstrecke von Leer ins niederländische Groningen. Pendler und Touristen müssen weite Umwege fahren. Von Dezember an will die Bahn zumindest die Station Weener (Kreis Leer) wieder ansteuern.

Zukunft der Brücke offen

Die Zukunft der Verbindung über die Ems ist indes weiter offen. Mitte Juni wurde für Untersuchungen eines Brückenpfeilers ein 370 Tonnen schweres Bauteil geborgen. Die Bahn prüft derzeit noch, ob eine Reparatur möglich oder ein Neubau nötig ist. Das könnte nach Schätzungen fünf bis zehn Jahre dauern. Bahnchef Rüdiger Grube hatte bei einem Krisengipfel im Mai in Berlin mit Vertretern aus Ostfriesland einen möglichst schnellen Wiederaufbau befürwortet. Anfang Oktober will die «Task Force» mit Grube die ersten Ergebnisse vorstellen. (lni)

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