Geteiltes Echo auf Fehmarnbelt-Brücke

Die dummen Dänen zahlen schrieb ein wütender Leserbriefschreiber in Dänemarks größter Zeitung Jyllands- Posten über die Einigung zwischen Kopenhagen und Berlin auf eine Fehmarnbelt-Brücke über die Ostsee. Dass das kleine skandinavische Land die Kosten von 5,6 Milliarden Euro für die 19 Kilometer lange Verbindung zwischen Puttgarden auf der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn und RØdby auf Lolland so gut wie allein schultern will, hat in Kopenhagen durchaus geteilte bis höchst skeptische Reaktionen ausgelöst. Deutschland müsste auch Verantwortung übernehmen. Solche Riesenprojekte haben immer ein enormes Risiko, meint Walter Christophersen von der rechtspopulistischen DVP, die parlamentarische Mehrheitsbeschafferin der Minderheitsregierung von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen. Dessen Verkehrsminister Flemming Hansen wies am Mittwoch ebenfalls in Jyllands-Posten die massive Kritik am Verhandlungsergebnis mit seinem Berliner Kollegen Wolfgang Tiefensee (SPD) und in Anwesenheit des Kieler Verkehrsministers Dietrich Austermann (CDU) zurück: Die Fehmarnbelt-Querung ist eine richtig gute Investition für Dänemark. Die fast alleinige Übernahme der Kosten wegen des massiv geringeren deutschen Interesses werde keine Krone aus der Staatskasse kosten, weil die Rückzahlung aller privat finanzierten Kredite völlig sicher sei. Genau daran äußerten in den Tagen nach der Berliner Einigung Leute vom Fach erhebliche Zweifel. Diese Brücke führt von Nichts nach Nirgendwo, meinte der Verkehrsforscher Uffe Jakobsen und sah keinen echten Bedarf. Sein Finanzkollege Michael Mueller verwies auf die fehlende deutsche Zahlungsbereitschaft als Alarmsignal: Die Deutschen sehen ein Risiko in dem Projekt und wollen deshalb nicht die Hälfte der Kosten übernehmen. Ich glaube nicht, dass sie dümmer sind als andere. Während die Wirtschaftszeitung Börsen die Berliner Einigung auch als positiv für unsere Bauindustrie lobte, kamen aus der Nachbarhauptstadt Stockholm dankbare Kommentare, weil die Fehmarnbelt-Verbindung mit einer Stunde weniger Fahrzeit nach Hamburg ein gewaltiger Segen für Schwedens Exportindustrie ist. Und das auch noch kostenfrei. Genau das aber heizt auch den Widerstand unter den Dänen erheblich an. Man mache sich freiwillig zu einem verstopften Transitland für schwere Lkw wie Österreich, hieß es in Debattenbeiträgen in den Zeitungen immer wieder. Auch der frühere dänische Verkehrsminister Arne Melchior, ein glühender Befürworter der beiden ersten gigantischen Brücken-Projekte der Dänen über den Großen Belt und den Öresund, findet die Einigung zwischen Hansen und Tiefensee falsch: Völlig lächerlich und das erste Mal in der Weltgeschichte, dass der eine Teil alles bezahlt, wenn man zwei Länder verbindet. Noch haben die Parlamente beider Länder die Verabredung der Minister für einen Bau mit Fertigstellung bis 2018 nicht abgesegnet. Im Kopenhagener Folketing muss sich Hansen vorerst keine Sorgen um die Mehrheit machen, weil die Sozialdemokraten als größte Oppositionspartei hinter ihm stehen. Aber die Debatte unter den Dänen hat eigentlich gerade erst angefangen, nachdem die Berliner Einigung völlig überraschend und für viele verstohlen wie ein Dieb in der Nacht (Information) gekommen ist.

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