Gewinn dank Hapag-Lloyd-Teilverkauf
Nur dank der Erlöse aus dem Teilverkauf seiner Reederei Hapag-Lloyd hat der TUI-Konzern sein neunmonatiges Rumpfgeschäftsjahr mit Gewinn abgeschlossen.
Im Zeitraum Januar bis September sind nach Anteilen Dritter 333 (Vorjahr: 34) Millionen Euro verdient worden, teilte das Unternehmen gestern mit. Damit fiel das Ergebnis rund zehnmal so hoch aus wie ein Jahr zuvor. Das bereinigte operative Ergebnis (EBITA) stagnierte bei 657 Millionen Euro. Damit übertraf TUI jedoch die Erwartungen von Branchenexperten. Im ersten Halbjahr hatte TUI aus dem Verkauf der Hapag-Lloyd-Anteile an ein Hamburger Konsortium 1,1 Milliarden Euro Sondergewinn eingestrichen. Vor allem der Verlust der Reederei im operativen Geschäft drückte auf das Ergebnis. Der TUI-Umsatz ohne Hapag-Lloyd sank um fast 14 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro.
TUI erwartet von Hapag-Lloyd auch im laufenden Geschäftsjahr negative Ergebnisbeiträge. Die Reederei verlor operativ 675 Millionen Euro, nach einem Vorjahresgewinn von 212 Millionen. Das bereinigte Ergebnis der Containerschifffahrt nahm also im Rumpfgeschäftsjahr um 887 Millionen Euro ab. Der Umsatz im Rumpfgeschäftsjahr 2009 sank empfindlich um rund 29 Prozent auf rund 3,3 Milliarden Euro (Vergleichswert 4,6 Milliarden Euro). Die Transportmengen und das Frachtratenniveau gingen als Folge der weltweiten Wirtschaftskrise um 17,4 Prozent beziehungsweise 22,8 Prozent zurück. TUI hält noch 43,3 Prozent an der unter dem Einbruch des Welthandels leidenden Reederei und hatte zusammen mit den anderen Eigentümern Geld nachschießen müssen sowie eine Staatsbürgschaft erwirkt.
Um das Überleben von Hapag-Lloyd zu sichern, steckte allein TUI über Darlehen rund 2,5 Milliarden Euro in die Reederei. Dazu übernahmen die Stadt Hamburg und der Bund in diesem Herbst eine Staatsbürgschaft über 1,2 Milliarden Euro, die der fünftgrößten Container-Reederei der Welt neuen finanziellen Spielraum ermöglicht.
Inzwischen herrscht bei den Reedern und in der TUI-Zentrale wieder vorsichtiger Optimismus. Für das Geschäftsjahr 2009/2010 geht TUI von Erholungstendenzen im Containerschifffahrtsmarkt aus. Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt hatte als Präsident des Verbandes Deutscher Reeder kürzlich erklärt, es gebe Anzeichen dafür, dass der Welthandel wieder in Schwung komme; allerdings sei er nur „sehr verhalten optimistisch".
Der Umsatz im Geschäftsbereich Kreuzfahrten ist im Vergleich zum guten Vorjahreszeitraum um rund neun Prozent gesunken. Da das Gemeinschaftsunternehmen TUI Cruises „at equity" bewertet wird und somit keine Umsätze ausgewiesen werden, bezieht sich die Umsatzentwicklung ausschließlich auf Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Das bereinigte EBITA des Bereichs ging deutlich zurück und erreichte 1,3 Millionen Euro (Vergleichswert 11 Millionen Euro). Im Ergebnis sind anteilige Vorlaufkosten von TUI Cruises in Höhe von minus vier Millionen Euro enthalten. Die Auslastung der Flotte von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten fiel mit 76 Prozent geringer aus als im Vergleichszeitraum (80 Prozent). Pro Passagier und Tag lag die durchschnittliche Rate mit 427 Euro leicht oberhalb des Vorjahresniveaus. Die Auslastung des ersten Schiffes von TUI Cruises lag im ersten operativen Jahr bei 83 Prozent. Die durchschnittliche Rate pro Passagier und Tag betrug 174 Euro.