Hafen Hamburg: Wachstum stagniert

Der erfolgsverwöhnte Hamburger Hafen tritt in diesem Jahr auf der Stelle. Nach mehreren Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten wird der Containerumschlag im größten deutschen Hafen in diesem Jahr nicht zunehmen. Wie im Vorjahr werden ungefähr 9,8 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen; die angepeilte Marke von zehn Millionen TEU wohl abermals knapp verpasst. Doch die Hafenwirtschaft ist über die Wachstumspause gar nicht unglücklich:

Der Druck auf die Infrastruktur erhöht sich zumindest ein Jahr lang nicht; Straßen, Schienen, Kaimauern und Umschlaganlagen können mit etwas weniger Stress erneuert und ausgebaut werden.

Das hohe Wachstumstempo ist für den Hamburger Hafen ebenso wie für andere große Seehäfen in den vergangenen Jahren zunehmend zum Problem geworden. Tag für Tag mussten die Terminals größere Containermengen bewältigen und vor allem der An- und Abtransport über ausgelastete Schienenwege und Straßen war immer schwieriger zu meistern. Die ohnehin schon optimistischen Prognosen von 9,5 Prozent Wachstum pro Jahr wurden in Hamburg regelmäßig übertroffen. «Jetzt schwenken wir von oben wieder in den Wachstumskorridor ein», sagt Klaus-Dieter Peters, der Chef des größten Hamburger Hafenunternehmens HHLA.

Mittelfristig erwarten die meisten Schifffahrtsexperten, dass sich das Wachstum des Welthandels und damit des Containerumschlags in den großen Häfen weiter fortsetzt. «Der Globalisierungsprozess geht weiter», sagt Detthold Aden, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). Für den Hamburger Hafen bedeutet das nach den einschlägigen Prognosen einen Containerumschlag von rund 18 Millionen TEU im Jahr 2015 und von 28 Millionen TEU bis 2025. Vor diesem Hintergrund mahnen die Häfen, nicht nachzulassen im Ausbau der Verkehrsanbindungen der Häfen. «Das beste Konjunkturprogramm wäre, die gesamten Hinterlandverkehre der Häfen zügig auszubauen», sagt Aden. «Das bringt Arbeitsplätze.»

Der Bundesverkehrsminister hat den Ruf vernommen und reagiert wunschgemäß. «Wir investieren 2009 mehr Geld, um die Unternehmen zu stärken, die für den Bund Straßen bauen, Gleise verlegen oder die Wasserwege und Häfen ausbauen», sagte Wolfgang Tiefensee (SPD) dem «Hamburger Abendblatt». Mehr als elf Milliarden Euro stünden in den kommenden Jahren aus dem Etat des Verkehrsministeriums für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung. Dazu kommen Investitionen der Länder, der Bahnbetreiber und der privaten Unternehmen in den Häfen - insgesamt viele Milliarden Euro, ohne dass sich eine genaue Gesamtsumme beziffern ließe.

Ob schon im nächsten Jahr das Wachstum des Hamburger Hafens wieder Fahrt aufnimmt, mag derzeit niemand vorhersagen. Zu unsicher sind die weltweiten Konjunkturaussichten, die Entwicklung des Welthandels und der weitere Verlauf der Finanzkrise. Hamburg ist stärker als die Konkurrenten in Rotterdam, Antwerpen und Bremerhaven vom rückläufigen Verkehr mit Fernost betroffen, weil der Hafen besonders stark im Geschäft mit China engagiert ist. Jeder dritte Container kommt aus China oder geht dorthin. So ist Hamburg im Rennen mit Rotterdam um die Spitzenposition in Europa etwas zurückgefallen.Die großen Terminalbetriebe HHLA und Eurokai wollen an ihren langfristigen Ausbauprogrammen festhalten, für die jeweils mehrere hundert Millionen Euro vorgesehen sind. Kurzfristige Investitionen wollen die Unternehmen jedoch flexibel strecken. Arbeitsplätze wird die Wachstumspause des Hamburger Hafens wohl nicht kosten, auch wenn Eurokai gegenwärtig teilweise einen Einstellungsstopp verhängt hat. «Wenn das Tal durchschritten ist, geht es wieder aufwärts», meint Unternehmenssprecherin Corinna Romke.

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