Hafen-Neubau in Prerow birgt Risiken

Der Bau des von Seglern und Touristikern ersehnten Hafens in Prerow auf dem Darß rückt in die Ferne. Gut 200 Prerower hörten sich Ende vergangener Woche die Ergebnisse einer Studie an, die neben positiven Eigenschaften einige schwerwiegende Risiken darstellte, so dass der insgesamt rund 30 Millionen Euro teure Hafen in seiner aktuellen Planung als unrealistisch betrachtet werden kann.

Gutachter Thomas Rasmussen von der Fachhochschule Stralsund dämpfte nun die Hoffnungen der Befürworter eines Hafens in Prerow und stellte auch angesichts der schrumpfenden Bevölkerungszahl prinzipiell die Wirtschaftlichkeit des Projekts infrage. In zwölf Jahren werde das Durchschnittsalter der Segler über 65 Jahren liegen.

«Viele Bootseigner werden ihren Sport aufgeben», sagte er. Nachwuchs sei nicht ausreichend in Sicht. Die Zahl der deutschen Bootseigner werde von 490.000 im Jahr 2007 auf 250.000 im Jahr 2027 sinken.

Auch würde der weit ins Meer ragende Prerower Hafen von angeschwemmtem Sand nicht verschont bleiben. Rund 100.000 Euro jährlich würde der Abtransport kosten, die Wirtschaftlichkeit sinke weiter. Die nahe Kurklinik würde unter dem ständigen Lärm der Laster leiden. Nach Worten Rasmussens ist Segeln auch kein Massengeschäft, an Bord sind im Schnitt zwei Personen, die zudem oft auf ihrem Schiff bleiben und knapp 52 Euro pro Tag ausgeben. Um einen jährlichen Ertrag von 40.000 Euro bei durchschnittlicher Auslastung zu erreichen, müsste der Hafen knapp 400 statt nur 250 Segelbooten Platz bieten. Ob ein Investor bei Millionen-Investitionen und diesen Ertragsaussichten bereit ist, trotz staatlicher Förderung ein so großes Risiko einzugehen, sei fraglich. «Und Sie haben noch keinen Investor», fügte Rasmussen hinzu.

Zu den Stärken und Chancen eines Hafens in Prerow zählte der Gutachter die gute Erreichbarkeit für Segler, das natürliche Umfeld, die hohe Landesförderung und das Quasimonopol im weiten Umkreis.

Prerows Bürgermeister Andreas Meller (Linke) bezeichnete am Freitag die Chancen für den Hafen in seiner Gemeinde als gering und ließ gleichzeitig seiner Wut auf den Betreiber des Nothafens, die Umweltorganisation WWF, freien Lauf. «Ein mini-elitärer Klüngel, der es wagt, die Demokratie mit Arroganz zu missachten und in den Dreck zu treten.» Der WWF setze gegen den Willen der meisten Bewohner des Darß' seine Interessen durch. Den Nothafen weiter zu nutzen, wäre nicht nur die ökonomischste, sondern auch die ökologischste Lösung.

Der Neubau würde dagegen große Umweltzerstörungen bringen. Der Sprecher des Umweltverbandes WWF, Jochen Lamp, sah am Freitag keine Möglichkeit für eine nochmalige Ausbaggerung der Hafenzufahrt in ein oder zwei Jahren. «Es gibt keine Kompromisse», sagte er. Aber er sieht, dass eine Lösung her muss und bringt die Nachbargemeinde Zingst ins Spiel. Dort seien die Einwohner bereit für den Hafenbau.  «Zingst würde nicht "nein" sagen», betonte Bürgermeister Andreas Kuhn. Die Kommune werde aber nichts tun, was zum Bettelstab führt. «Das Land will den Hafen, nicht die Gemeinden», sagte er in Richtung Schwerin.

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