Hamburg fordert EU-weite Regelung
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima fordert Hamburg europaweite Grenzwerte für die radioaktive Belastung von Schiffen und Containern. Dazu sei die Hansestadt mit dem Bundesamt für Strahlenschutz und anderen Behörden in Kontakt getreten. «Wir hatten noch nicht den Fall, dass Schiffe zu überprüfen gewesen wären; deshalb besitzen wir auch keine Erfahrungen», sagte Sprecher Ralf Kunz von der Hamburger Innenbehörde gestern.
Bislang existieren Grenzwerte nur für die radioaktive Belastung von Lebensmitteln. Auch für Flugzeuge aus Japan hat das Umweltministerium mittlerweile in einer Eilverordnung Grenzwerte festgelegt. Es sei falsch, dass Hamburg an einem Notfallplan arbeite. «Wir haben in Hamburg keinen Notfall», sagte der Sprecher. Allerdings würden bereits seit Wochen Experten aus verschiedenen Behörden regelmäßig über die möglichen Auswirkungen des Atomunfalls auf Hamburg beraten. Die Experten gehen bislang davon aus, dass für die Hansestadt keine Gefahren bestehen. Bis auf eine Ausnahme sind bislang keine Fälle bekannt, in denen auf Schiffen erhöhte Strahlenwerte festgestellt wurden.
Die Ausnahme ist das Containerschiff «MOL Presence» der japanischen Reederei Mitsui OSK Lines. Es wurde wegen erhöhter radioaktiver Messwerte an Schiff und Ladung vom chinesischen Hafen Xiamen zurückgewiesen. Die Höhe der Belastung bleibt unklar und ist Experten im Westen nicht offiziell; nach Medienberichten sollen es 3,5 Mikrosievert pro Stunde sein. Das ist halb so viel wie bei einem Flug nach New York.
Die Hamburger Experten halten es für relativ unwahrscheinlich, dass ein radioaktiv belastetes Schiff den Hafen der Hansestadt erreichen könnte. Zum einen würden die Schiffe nach dem Verlassen japanischer Gewässer zunächst andere asiatische Häfen anlaufen, zum Beispiel Hongkong und Singapur, und dort bereits überprüft werden. Zum anderen gehe auf dem langen Weg über mehrere Wochen mögliche Radioaktivität durch Regen und Wind wieder verloren. Und schließlich würden Schiffe aus Asien auf ihrem Weg aus dem Mittelmeer zunächst andere Häfen der EU anlaufen. Die EU-Häfen müssten über einheitliche Maßstäbe verfügen, forderte die Hamburger Innenbehörde.
In den Bremischen Häfen sollen indes Kontrollmessungen einlaufender Seeschiffe für Sicherheit sorgen. «Auch wenn wir von einem konkreten Bedrohungsszenario derzeit weit entfernt sind», sei es erforderlich, sich auf Eventualitäten vorzubereiten, sagte Bremens Hafensenator Martin Günthner (SPD) gestern. In den Häfen der Stadt liefen keine Seeschiffe im direkten Linienverkehr aus Japan ein. So sei davon auszugehen, dass Messungen bereits in den vorher besuchten Häfen vorgenommen würden. Von den Bundesbehörden gebe es bisher noch keinen Auftrag für Prüfungen oder Messungen.
Mehr zum Thema: Im "THB Täglicher Hafenbericht".